Fränkischer Marienweg
Der Fränkische Marienweg ist ein insgesamt rund 900 Kilometer langer beschilderter Wander- und Radweg, der 50 Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg miteinander verbindet. Josef Treutlein, ein gebürtiger Bad Königshofener, jetzt Pfarrer in Würzburg-Grombühl, hatte die Idee zu dem Weg, der am 15. August 2002, an Maria Himmelfahrt, eröffnet wurde. Treutlein ist selbst ein begeisterter Wallfahrer und möchte die Patronin von Franken gerade bei jüngeren Menschen wieder mehr ins Bewusstsein rücken.
Als Grundlage für die Auswahl der 50 Orte diente Treutlein ein altes Wallfahrtsverzeichnis, das er mit eigenen Wünschen ergänzte. Neben Marienwallfahrtsstätten wie Maria Limbach, Maria Ehrenberg oder Maria Frieden sind auch Heilig-Kreuz-Wallfahrtsorte mit dabei wie der Kreuzberg, der Heilige Berg der Franken. Doch damit hat Treutlein kein Problem, im Gegenteil, denn er sagt: "Maria gehört ja organisch immer dazu. Maria steht unter dem Kreuz, Maria führt zu Christus hin – ein ganz wichtiger Gesichtspunkt, den ich auch immer wieder einbringe, wenn ich solche Pilgerwanderungen gestalte."
Der Fränkische Marienweg zieht sich durch das ganze Bistum und verbindet die unterschiedlichen Landschaften: die Rhön im Norden, Haßberge im Osten, den Steigerwald im Südosten, den Spessart im Westen und zentral gelegen das Fränkische Weinland. Die vier verschiedene Routen, die zwischen 143 und 233 Kilometer lang sind, starten zentral von Würzburg aus. Die Wege können zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad befahren werden und sind durchgehend ausgeschildert mit einer eigenen Wegmarkierung: Passend zum Marienweg ist die Gottesmutter mit dem Jesuskind abgebildet - in den fränkisch-bayerischen Farben Rot, Weiß und Blau.
Mit Hilfe von im Handel erhältlichen Büchern und Videos können sich Interessierte über den Marienweg informieren und erste Eindrücke gewinnen, zudem auch die Routen vorplanen. Das Büchlein "Von Perle zu Perle" dient mit meditativen Texten, Gebeten und Liedern als spiritueller Wegbegleiter und ist beim Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienwegs erhältlich. Pfarrer Treutlein bietet immer wieder Wanderungen auf Teilstrecken des Marienwegs an, nähere Informationen erhalten Sie beim Verein der Freunde und Förderer des fränkischen Marienwegs.
Kontakt und ausführliche Informationen
Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienwegs
Wallfahrtshaus Käppele
Spittelbergweg 21
97082 Würzburg
Tel.0931 / 79 40 77 60
Email: ulrike.shanel@bistum-wuerzburg.de
E-Mail: J.M.Treutlein@t-online.de
E-Mail: info@fraenkischer-marienweg.de
Internet: www.fraenkischer-marienweg.de
Der Pilgerausweis ist für 3 Euro zuzüglich Portokosten erhältlich.
Weitere Informationen
Das Teilstück des Fränkischen Marienwegs zwischen Dettelbach und Volkach bietet Sagenumwobenes und viel Kultur in vielfältiger Landschaft
Mit dem Pilgerausweis unterwegs
Am 1. Mai geht es wieder los: Dann schnüren Wallfahrer und Pilger auf's Neue die Wanderschuhe, um in die Wallfahrtssaison zu starten. Auch auf dem Fränkischen Marienweg sind dann wieder unzählige Menschen unterwegs. Seit 2002 verbindet der Weg auf einer Länge von fast 900 Kilometern 50 kleine und große Wallfahrtsorte im Bistum und reiht sie wie Perlen eines Rosenkranzes aneinander. Im Interview berichtet der Initiator des Weges, Pfarrer Josef Treutlein, welche Neuerungen es in diesem Jahr gibt.
Herr Pfarrer Treutlein, was gibt es Neues im elften Jahr des Fränkischen Marienwegs?
Neu ist zum einen der Pilgerausweis, mit dem die Pilger künftig Stempel von allen 50 Wallfahrtsorten sammeln können. Zum anderen gibt es außerdem an jeder Wallfahrtskirche ein Schild mit der Aufschrift: „Diese Kirche ist eine der 50 Stationen auf dem Fränkischen Marienweg". Relativ neu ist auch die Paar-Wanderung, die wir jetzt zum zweiten Mal anbieten.
Warum wurde der Pilgerausweis eingeführt? Stand bei dieser Idee der „große Bruder" Jakobusweg Pate?
In den letzten Jahren ist immer wieder der Wunsch nach einem Pilgerausweis laut geworden. Das Prinzip ist ja tatsächlich vom Jakobsweg und auch von anderen Pilgerwegen bekannt. Es ist einfach schön, wenn man anderen zeigen kann, welche Orte man bereits besucht hat und wenn man sich so an die eine oder andere Tour besser erinnern kann. Wir haben deshalb einen Stempelpass entworfen, den man ab sofort beim Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienweges bekommt. Die Wallfahrtspfarrämter und -klöster haben wir gebeten, an passender Stelle im Innen- oder Außenbereich der Kirche Stempel und Stempelkissen auszulegen. Ich bin mir sicher, dass der Pilgerausweis für viele Menschen ein zusätzlicher Anreiz ist, nicht nur Teilabschnitte sondern den ganzen Weg zu gehen.
Besteht dabei nicht die Gefahr, dass der ein oder andere die Orte nur „abrennt" und der sportliche Charakter in den Mittelpunkt rückt?
Das kann ich natürlich nicht verhindern ... Ich denke aber, dass selbst in einem solchen Fall etwas Positives rüberkommt. Menschen, die vor allem den sportlichen Charakter sehen, könnten ja schließlich genauso gut in ein Fitness-Studio rennen. So gehen sie diesen spirituellen Weg und finden dabei vielleicht ihren persönlichen Glaubensschatz.
Bislang war lediglich der Fränkische Marienweg als solcher ausgeschildert. Was erhoffen Sie sich denn nun von der zusätzlichen Ausschilderung der einzelnen Orte?
Mit dem Schild weisen sich die einzelnen Kirchen künftig noch klarer als Teil des Fränkischen Marienwegs aus. So sehen Ankommende sofort, dass dieser Ort Teil einer größeren Einheit ist. Der Fränkische Marienweg als Ganzes tritt einfach mehr ins Bewusstsein. Für die einzelnen Orte kann die Beschilderung auch das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Wir wollen da nichts erzwingen, doch der Marienweg hat sicherlich etwas angestoßen: So veranstaltet die Diözese seit einigen Jahren ein jährliches Treffen der Wallfahrtsseelsorger, und der zweite Sonntag im Oktober wurde zum bistumsweiten „Tag der Wallfahrtsorte".
Eine feste Einrichtung sind mittlerweile die geführten Wanderungen auf Teilabschnitten des Marienwegs. Wie war die Resonanz bisher und wo geht es in diesem Jahr hin?
Die Resonanz ist nach wie vor überwältigend. An den Wanderungen nehmen nie weniger als 150 Menschen teil. Dabei staune ich immer wieder, dass nicht nur die großen Ziele, sondern gerade auch die kleinen Perlen von Interesse sind. Ich denke da zum Beispiel an Braidbach, einen kleinen Ort im Besengau, den kaum jemand kennt und der vielleicht gerade deshalb Anlass zu einer Entdeckungsreise ist. Unter anderem gibt es hier eine schöne Schutzmantelmadonna zu sehen. Auch heuer biete ich wieder fünf Wanderungen an, die immer mit einer Eucharistiefeier sowie Gebets- und Meditationselementen kombiniert werden. In diesem Jahr wollen wir unter anderem die Kerlachkapelle in Stadtlauringen, die Waldkapelle „Maria Frieden" bei Obernau, den Terzenbrunn bei Bad Kissingen und „Maria im grünen Tal" in Retzbach ansteuern.
Was hat es mit den Paar-Wanderungen auf sich?
Die Anregung für die Paarwanderungen kam im vergangenen Jahr von der diözesanen Ehe- und Familienseelsorge. Mit rund 90 Teilnehmern war diese Wanderung ein voller Erfolg und deshalb möchte ich auch dieses Jahr wieder eine solche Wanderung anbieten, die ganz speziell für Paare gestaltet ist. Ich möchte aber gleichzeitig betonen, dass das ganz und gar nichts Exklusives ist: Es wird hier niemand ausgeschlossen! Jeder, der Lust hat, darf mitkommen.
Was wünschen Sie den Menschen, die den Marienweg gehen, für die Wallfahrtssaison 2013?
Gerade im Jahr des Glaubens würde ich mir wünschen, dass Menschen den Glauben als einen Weg entdecken, der sie nach vorne und Gott näher bringt, wo sie ganz sie selber sein, aber auch Gemeinschaft spüren können. Pilgern ist eine elementare Form, den Glauben zu erleben. Viele der dort gemachten Erfahrungen kann ich in meinen Alltag mitnehmen und so letztlich auch mein Alltagsleben als Pilgerweg begreifen.
Anja Legge (Sonntagsblatt)
"Lasst uns den Schatz vor unserer Haustür heben!"
Josef Treutlein, Pfarrer in Sankt Josef in Würzburg-Grombühl, ist der Initiator des Fränkischen Marienwegs. Im folgenden Interview spricht der gebürtige Bad Königshofener über seine Idee für diesen Weg, über Marienverehrung und darüber, wie er auf Pilgerwanderungen die Menschen begeistert.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Fränkischen Marienweg zu errichten?
Ich wollte schon immer etwas tun für die Hebung des „marianischen Grundwasserspiegels". Bei uns in Franken spielt Maria seit der Bistumsgründung eine große Rolle. Maria ist die Patronin von Franken, man nennt sie auch die „Herzogin von Franken". Und ich stelle fest, dass das bei der älteren Generation ganz fest verwurzelt ist, dass es aber bei der jüngeren Generation abbröckelt, weil die authentische kirchliche Marienverehrung oft keine Nahrung bekommt. Ich möchte das Bodenständige, eine gesunde marianische Spiritualität fördern, die sich verbindet mit einer Pilgerspiritualität – also eine marianische Pilgerspiritualität. Seit Jahrhunderten haben wir in Franken sehr viele kleine und größere Marienwallfahrtsorte. Der Fränkische Marienweg verbindet diese Wallfahrtsorte mit einem beschilderten Wander- und Radweg. Das ist das Besondere: Dass diese fränkischen Kraftorte neu ins Bewusstsein gehoben werden. Dass Menschen angeleitet werden, sie zu entdecken, sie zu erwandern oder eben auch mit dem Fahrrad hinzufahren. Es gibt einen Schatz vor unserer Haustür – und den gilt es zu heben.
Aber nicht alle der 50 Wallfahrtsorte sind Marienwallfahrtsorte.
Richtig, aber fast alle. Doch damit habe ich keine Probleme. Zum Beispiel der Heilige Berg der Franken, der Kreuzberg, das ist ein Heilig-Kreuz-Wallfahrtsort, so auch der Volkersberg. Aber Maria gehört ja organisch immer dazu. Maria steht unter dem Kreuz, Maria führt zu Christus hin – ein ganz wichtiger Gesichtspunkt, den ich auch immer wieder einbringe, wenn ich solche Pilgerwanderungen gestalte.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Wallfahrtsorte ausgesucht?
Ich habe ein altes Wallfahrtsverzeichnis genommen, eine alte Publikation über die marianischen Wallfahrten in Franken, und habe dann einige Sonderwünsche mit eingearbeitet: zum Beispiel Maria Bildhausen, eigentlich kein Wallfahrtsort, aber mit Maria im Ortsnamen. Aber das sind Ausnahmen. Die allermeisten kann man schon als Wallfahrtsorte bezeichnen. Viele kleine Kapellen, die auf dem Weg liegen, wurden dann zusätzlich mit einbezogen, aber ohne sie als Wallfahrtsorte zu bezeichnen.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Wallfahrern?
Ich bekomme ganz viele begeisterte Rückmeldungen. Es machen sich Einzelpilger auf den Weg, ganze Gruppen, kirchliche Verbände, Schulklassen, Pfarreien, Dekanate... Das darf ich aber jetzt natürlich nicht alles dem Marienweg zuschreiben – ich habe ja die Wallfahrtsorte nicht erfunden. Doch ich habe sie durch den Weg ins Bewusstsein heben dürfen. Ich bekomme auch gelegentlich Tipps, wenn die Beschilderung etwas unklar ist, diese bessern wir auch immer wieder nach. Wir haben auch einzelne Wegführungen noch einmal leicht geändert, weil wir durch Rückmeldungen von Wanderern und Radlern bessere Strecken genannt bekommen haben.
Gibt es denn viele Pilger, die ganz bewusst den Fränkischen Marienweg gehen wollen?
Ja, auch solche, die es darauf anlegen, mit der Zeit den ganzen Weg zu gehen. Es kommen sogar schon Nachfragen, ob man dann nicht ein Pilgerbuch drucken lassen müsste, wo es dann in jedem Wallfahrtsort einen Stempel gibt. Auch evangelische Christen gehen verstärkt den Marienweg.
Haben Sie denn selbst den ganzen Weg – das sind ja fast 900 Kilometer – schon geschafft?
Nein, muss ich zugeben (lacht). Alle Strecken habe ich noch nicht geschafft. Ich bin ja in erster Linie Pfarrer und kann nicht den ganzen Tag wandern. Ich habe mich bei der Festlegung der Wege verlassen auf die Landkreise, die großen Wandervereine – Spessart-Bund, Rhönclub oder Naturparkleute – oder auch die örtlichen Beschilderer von den Bauhöfen.
Haben Sie einen Favoriten bei den Wallfahrtsorten?
Ist schwer zu sagen... Erst habe ich gedacht, der Weg ist nur dort schön, wo die fränkischen Mittelgebirge sind: Rhön, Steigerwald, Haßberge, Spessart und Odenwald. Inzwischen merke ich, dass der Weg auch zwischendrin sehr schön ist, auch dort, wo Franken flach ist. Der Weg verbindet nicht nur die Wallfahrtsorte, sondern auch die schönsten Landschaften. Und mit der Zeit entdeckt man, dass das ganze Frankenland schön ist. Ich möchte jetzt bewusst keine Favoriten nennen, denn alles, was ich sagen würde, wäre ungerecht.
Der Fränkische Marienweg ist mittlerweile sehr bekannt, es gibt Bücher, auch Videos kann man kaufen – macht Sie das auch schon mal stolz?
Es macht mich sehr dankbar, weil ich mit solch einem Echo nicht gerechnet hätte. Ich habe mich gefreut, dass von Anfang an die Diözese mitgezogen hat, dass sie von Anfang an eine professionelle Medienarbeit gemacht und das Projekt auf verschiedene Art und Weise unterstützt hat. Da der Druck des „Wanderführers" vorfinanziert werden musste, hatte uns die Diözese auch geraten, einen Förderverein zu gründen. Sobald der gegründet war, hat sie ihm ein zinsloses Darlehen gegeben, sodass der Wanderführer gedruckt werden konnte. Inzwischen haben wir durch den Verein, durch die Mitgliederbeiträge und Spenden, die Summe schon längst wieder herein bekommen. Das war natürlich eine große Unterstützung.
Sie sind dafür bekannt, dass Sie es immer wieder schaffen, neue und erprobte Wallfahrer zu begeistern – wie machen Sie das?
(Lacht) Ich bin selber begeisterter Wallfahrer und ich weiß, was mir und anderen auf dem Weg gut tut. Ich bin Seelsorger, ich kenne die Sorgen der Menschen, ich weiß, was die Menschen aufbaut. Ich versuche immer Texte zu finden - Lieder, Liedrufe, litaneiartige Texte - die das, was den Menschen bewegt, zum Ausdruck bringen und mit den marianischen Kernthemen verbinden. Das heißt Offenheit für Gott, Freude an Gott, Aufmerksamkeit füreinander – alle Werte, die Maria eben verkörpert. Ein Mensch, der „voll der Gnade" ist, der ist ja auch voller Liebe und voller Bejahung Gottes und der Menschen. Ich versuche, diesen ganzen inneren Reichtum in Worte zu fassen und mit der Erlebniswirklichkeit der Menschen zu verbinden. Und das tut den Menschen so gut, dass dann viele sagen: Das war wie ein richtiger Einkehrtag!
Was würden Sie jemandem, der sich ganz neu für das Pilgern interessiert, mit auf den Weg geben?
Dem würde ich sagen: Geh einfach mal mit, oder mach Dich allein auf den Weg, nimm Dir Deine Bibel mit, meinetwegen den Rosenkranz dazu, wenn Du möchtest das spirituelle Begleitbüchlein „Von Perle zu Perle", und dann mache Dir Deine Gedanken. Das ist die Erfahrung beim Pilgern: Allein schon beim Laufen fällt vieles von Dir ab, man bekommt Kopf und Herz frei für das Wesentliche.
Ist das auch ein Grund, warum das Pilgern so beliebt ist?
Ja, weil es eine ganzheitliche Form von Religiosität ist. Mir kommt es drauf an, diese Neugier für Religion und Spiritualität hinzulenken auf die zentralen christlichen Inhalte. Es gibt ja so etwas wie eine diffuse Religiosität, die möchte ich nicht fördern, sondern ich möchte die Leute bei ihrer Sehnsucht ernst nehmen und sie durch Maria näher zu Christus führen. Maria steht nicht im Zentrum unseres Glaubens, aber sie führt sehr stark zum Zentrum – diese Erfahrung mache ich. Und die Leute sagen mir ganz oft: Ich habe ein ganz neues Verhältnis zu Maria bekommen, jetzt macht der Glaube und das Beten wieder Spaß!
Das Interview führte Dominic Winkel