Die Verbundenheit der Menschen zur Wallfahrt und Pilgerschaft findet immer wieder einen ganz persönlichen Ausdruck in der Kunst: in Gemälden, Statuen, Schmuck oder anderen Kostbarkeiten. Solche Kunstwerke sind Zeugen vergangener Wallfahrten und der Begeisterung vieler Menschen für den Glauben. Einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Unterfranken mit langer Tradition ist die Stadt Dettelbach mit der Wallfahrtskirche Maria im Sand im Dekanat Kitzingen. Genau dort wurde ein im Bistum einzigartiges Projekt verwirklicht: ein Museum, das sich der Wallfahrt und Pilgerschaft widmet – mit wertvollen Exponaten aus fünf Jahrhunderten. Die Eröffnung fand im August 2008 statt.
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Als Ausstellungshaus dient eines der ältesten und bedeutendsten Bürgerhäuser Dettelbachs: das Baumannsche Haus aus dem 15. Jahrhundert, gelegen im Herzen der Altstadt unweit der Stadtpfarrkirche Sankt Augustin. Das historische Fachwerkhaus war Jahrhunderte Sitz einer Krämerei, Lebküchnerei und Bäckerei, der letzte Inhaber Ludwig Baumann führte das Geschäft noch bis Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Das Museum integriert sich in das Kultur- und Kommunikationszentrum Dettelbach, das sich auf das historische Gebäude und einen neuen Anbau verteilt. Dem Museum "Pilger und Wallleut" steht eine Ausstellungsfläche von 360 Quadratmetern zur Verfügung: im Haupt- und Dachgeschoss des Baumannschen Hauses und in zwei Räumen des Neubaus. Viele der Ausstellungsstücke stammen aus der Kunstsammlung der Diözese. Andere wurden hinzugekauft oder sind Leihgaben.
Nach der Konzeption des Kunstreferats der Diözese unter Federführung des stellvertretenden Kunstreferenten Dr. Wolfgang Schneider als Kurator des Museums gibt es vier Hauptthemengebiete: Unter dem Thema "Pilgerschaft" sind Ausstellungsstücke mit biblischen Bezügen, zum Pilgern allgemein oder zu den katholischen Hauptpilgerzielen Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela zu finden. Das zweite Thema behandelt die "Wallfahrt in Franken" vom 15. Jahrhundert bis heute. Reliefs, Kruzifixe, Holzschnitte und Zeichnungen präsentieren Wallfahrtsorte im Bistum wie Kreuzberg, Mariabuchen oder Schmerlenbach und werfen auch einen Blick über die Bistumsgrenzen hinaus auf Vierzehnheiligen oder Walldürn, zu denen viele Prozessionen aus der Diözese führen. Auch der Wallfahrt in Dettelbach selbst ist ein Themenbereich gewidmet. In diesem warten neben einem der ältesten Exponate, Tilman Riemenschneiders Vesperbild aus dem 16. Jahrhundert, auch modernere Kunstwerke auf die Besucher, wie zum Beispiel eine Pietà von Nikolai Peremischlew, ein Leinwandgemälde von 1993. Das vierte Themengebiet widmet sich den Devotionalien, also die am Gnadenort erworbenen Andenken und Mitbringsel, die ihren Weg nach Franken gefunden haben: Kerzen, Rosenkränze oder Gnadenbildchen – und jedes Andenken erzählt seine eigene ganz persönliche Geschichte einer Wallfahrt oder Pilgerschaft.