Mai hatte schon länger die Idee eines Franziskuswegs. Als Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im November 2016 bei einem Besuch vor Ort war, schlug der Pfarrer ihm seine Idee vor. Bischof Hofmann gefiel sie und er gab seine Zusage. Das Bistum beteiligt sich mit 13.000 Euro an dem Projekt. Insgesamt wird der Besinnungspfad voraussichtlich rund 60.000 Euro kosten. Die Förderung der Gemeinde Oberschwarzach, zu der Handthal gehört, wird zirka 10.600 Euro betragen. Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge spendete 4000 Euro und die Pfarreiengemeinschaft „Sankt Franziskus am Steigerwald“ 2000 Euro. Der restliche Teil kommt durch eine LEADER-Förderung. Mit dem LEADER-Programm unterstützt das Staatsministerium die ländlichen Regionen auf ihrem Weg einer selbstbestimmten Entwicklung. Der Bau hat dann Anfang dieses Jahres begonnen, erklärt der Forstliche Leiter des Steigerwald-Zentrums Andreas Leyrer. Das Steigerwald-Zentrum hat sich vor allem um die baulichen Maßnahmen wie das Bienenhaus oder die Aufbereitung der Wege gekümmert. Leyrer freut sich über das Projekt: „Der Weg ist ideal für Familien mit kleinen Kindern und Menschen über 50 Jahren und eine Ergänzung zu unserem sonstigen Angebot.“ Der Weg ist zwei Kilometer lang und dauert mit den verschiedenen Stationen zirka zweieinhalb Stunden.
Franziskusweg Handthal
Start am Steigerwald-Zentrum
Es zirpen die Grillen, die Bienen surren und Schmetterlinge kreisen umeinander auf einem Blumenacker. Der liegt direkt neben dem Steigerwald-Zentrum in Handthal (Landkreis Schweinfurt). Und kurz unterhalb ist einer der beiden Einstiege in den neuen Franziskusweg. Der zweite ist die frisch renovierte Magdalenenkapelle des Dorfes.
Eine Stele mit dem heiligen Franziskus, der vor einem Vogel niederkniet, bildet den Anfang des Weges. Der Initiator des Projekts Pfarrer Stefan Mai erklärt: „An diesem schönen Ort haben wir den Franziskusweg errichtet. Bewusst Franziskus als Patron der Ökologie, als Patron der Tiere, weil er genau in diese Gegend passt, in diese schöne Waldlandschaft. Franz kniet vor der Natur nieder.“
Acht Tierlegenden
Die Liebe zu den Tieren sei Franziskus wichtig gewesen. Stefan Mai hat acht Tierlegenden aus den franziskanischen Quellen ausgesucht, die nun an den acht Stationen zu sehen sind. Die Tierlegenden sind im Bistum ein Alleinstellungsmerkmal. Auch in der Rhön gibt es einen Franziskusweg, doch dieser beschäftige sich thematisch mit dem Sonnengesang. Mai hat die Texte jedoch nicht eins zu eins übernommen, sondern sie in ein „heutiges Deutsch“ übertragen. Außerdem hat er ihnen Überschriften gegeben, die auch einen Übertrag auf das eigene Leben und die Beziehung zwischen den Menschen sowie zwischen Mensch und Natur ermöglichen. Der Besinnungsweg lädt ein, sich in Ruhe damit zu beschäftigen. Bis auf die Natur ist es auch still — kein Auto- oder Industrielärm stören den Frieden.
Die Schönheit des kleinen Ortes und seiner Lage sind wirklich nicht zu unterschätzen, der Weg führt an Feldern, an Weinbergen vorbei, durch den Wald und das Dorf und endet an der Magdalenenkapelle. Das erste Stück des Weges ist geteert und verläuft am Steigerwald-Zentrum und der Blumenwiese entlang, bevor er in einen Feldweg übergeht. Ziemlich zu Beginn steht ein rotes Häuschen. Es ist die erste Station. Sie ist den Bienen gewidmet. Und in das Häuschen sollen bald auch einige Völker einziehen. Die Besucher können dann im Inneren die Bienen in ihren Waben beobachten. Die Überschrift der Station lautet: „Seine Freude in der Freude des anderen finden, ist der Schlüssel zum Glück.“ In der Legende bringen Brüder dem kranken Franz einen Topf mit Honig. Der denkt jedoch an die Bienen und fordert seine Mitbrüder auf: „Bring den Bienen den Honig. Sie haben ihn nötiger als ich.“ Damit will er anregen, nicht immer an sich selbst zu denken.
Der grüne Fingerabdruck Gottes
Nach der Bienenstation geht es in den Wald hinein. Ein Bussard kreist am Himmel. Direkt am Waldrand, im Schatten der Bäume, wartet die zweite Station. Sie widmet sich dem Hasen und steht unter dem Leitsatz „Mein Auftrag – Deine Freiheit!“. Eine Auslegung für Familien sei laut Mai, dass Eltern nicht ihren Kindern den Weg vorgeben sollten, den sie sich wünschen. Vereinfacht ausgedrückt, sagt Franziskus in der Legende zum Hasen: „Du gehörst doch woanders hin, in die freie Natur.“
„Handthal ist der grüne Fingerabdruck Gottes. Es ist, als wenn der liebe Gott seinen Daumen in die Landschaft gedrückt hätte“, sagt Mai. Seit 2008 leitet er die Pfarreiengemeinschaft „Sankt Franziskus am Steigerwald“, zu der auch Handthal gehört. „Die Gegend war Franziskus schon immer sehr verbunden“, erklärt Mai. Bis 1805 stand am Berg ein Franziskanerkloster, bevor sich die Ordensleute nach Dettelbach zurückzogen. Aus den Steinen des leerstehenden Klosters bauten die Einwohner von Handthal die Magdalenenkapelle, da das Kloster zuvor auch schon Magdalena gewidmet war. Noch heute sieht man außen den Grundstein „Posteris“ – für die Nachkommen. Und Nachhaltigkeit passt perfekt zum Besinnungsweg.
Entspannen und genießen
Jetzt geht es tiefer in den Wald und der Schotterweg wird zum naturbelassenen Wanderpfad. Die nächste Station lässt einen besonderen Blick auf die Natur zu. Wie ein Fenster öffnet sich der Wald und bietet einen atemberaubenden Ausblick über Wiesen und Felder bis zum Dorf mit den dahinterliegenden Weinbergen am Stollberg. Mai lässt sich auf der Bank nieder und genießt den Moment. Die Station ist der Tierlegende des Falken gewidmet. Sie gibt uns mit auf den Weg: „Manchmal ist richtig, was nicht in den Plan passt.“ So wie der Falke Franziskus nicht geweckt hat, weil er sah, dass Franziskus Schlaf für seine Genesung braucht.
Entspannen und den Wald genießen kann man auch ein Stück den Weg hinab auf einer Liegebank. Von dort kann man in die Kronen der Bäume sehen und dem Rauschen des Windes lauschen — und nicht zu vergessen die Rufe des Bussards hören. Ein Stück davor ist die Legende des Wolfs dargestellt. Die Überschrift lautet: „Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf, oder ein Bruder?“ Mai erklärt, dass er bei Führungen mit Erwachsenen die Frage diskutieren würde. Insgesamt gibt es vier verschiedene Führungen. Die Frage ist Teil des Spaziergangs mit spirituellen Impulsen unter dem Titel „Mit Franz von Assisi und acht Tieren auf zwei Kilometern zwei Stunden unterwegs“. Dabei geht es besonders um die Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung. Auch die zweite Führung ist spiritueller Natur. Sie beschäftigt sich damit, „Was Franziskus uns heute zu sagen hätte“. Der Steigerwald biete eine Vielfalt an hochwertigen Lebensräumen. Die Führung klärt die Frage: „Wie kann die Harmonie, die dort zwischen Mensch und Natur erhalten ist, bestehen bleiben?“ Der Bezug der Region zu Franziskus wird auch noch einmal bei der Führung „Auf den Spuren der Geschichte Handthals“ deutlich. Außerdem geht es auch um Walther von der Vogelweide, der in Handthal geboren sein soll. Aber auch Kinder kommen nicht zu kurz. Für Familien gibt es die Führung „Tiere auf dem Franziskusweg“, bei der sich die Kinder auf einer Wanderung mit dem Förster spielerisch mit den Lebensräumen der Waldbewohner auseinandersetzen. Außerdem hat das Steigerwald-Zentrum für Kinder ein Franziskusquiz erstellt, das Familien an der Information des Steigerwald-Zentrums abholen und auf dem Weg lösen können. Das ist ohne Buchung einer Führung möglich.
Wie ein gotischer Dom
Ein Stück des Weges entlang kommt man an einem Bach vorbei, bevor die Station der Lerche auftaucht, die an die Demut erinnert. Während Mai den Weg entlanggeht, sagt er: „Die Bäume sind hier auf dem Weg für mich ein bisschen wie ein gotischer Dom.“ Die Äste verzweigen sich über dem Weg und wirken ein wenig wie ein Schutzdach. Dort hindurch erreicht man die Station der Grille. An der ein Hörrohr angebracht ist, das auf die Wiese zeigt. So verstärkt es die Geräusche der Grillen. In raschen Schritten nähert man sich dann dem Dorf. Der Weinberg am Stollberg ist die nächste Station und zeigt die Tierlegende des Fasanen. „Wir leben von dem, woran sich unser Herz erfreut.“ Weiter durch das Dorf, vorbei an einem Damwildgehege und einem Forellenteich, geht es auf die Abzweigung zum Spielplatz. Dort ist die letzte Tierstation angebracht. Sie erzählt von den Lämmern. Ihr Fazit: „Durch ein Übermaß an Güte verblüffen.“ Von dort aus geht es zur Magdalenenkapelle. Auch von dort aus kann der Franziskusweg gestartet werden.
Führungen mit bis zu 25 Personen können zum Gruppenpreis von 70 Euro gebucht werden. Buchung und weitere Informationen: Steigerwald-Zentrum, Handthal 56, 97516 Oberschwarzach, Telefon 09382/319980, E-Mail info@steigerwald-zentrum.de. Auf der Homepage des Steigerwald-Zentrums, www.steigerwald-zentrum.de, ist auch der Flyer zum Franziskusweg zu finden.
Anna-Lena Ils (POW)