Am Rande des so genannten Salzforsts bei Bad Neustadt liegt ein Marienwallfahrtsort, der gerade wegen seiner stillen Lage abseits großer Wege eine Reise wert ist: Unterebersbach, romantisch an den Oberlauf der Saale geschmiegt, lockt mit seiner unscheinbaren, aber wunderschönen Wallfahrts- und Pfarrkirche Mariä Verkündigung. Der Sage nach entstand das Kirchlein zum Dank für die wundersame Errettung eines Jägers, der sich hoffnungslos im Salzforst verirrt hatte. Darüber hinaus wird das heimelige Gotteshaus im Volksmund auch Maria-Schnee-Kirche genannt. Seit 1723 hängt hier nämlich eine Kopie des hochverehrten Gnadenbildes „Salus Populi Romani" aus der römischen Kirche Santa Maria Maggiore, das an das legendäre Maria-Schnee-Wunder erinnert.

Trotz aller Schönheit des Ortes besaß Unterebersbach nie eine große Wallfahrtstradition; die Bedeutung der 1453 erstmals erwähnten und 1588 durch Julius Echter vergrößerten Kirche beschränkte sich vielmehr auf die nähere Umgebung. Einzig der 5. August ist über die Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Festtag im Unterebersbacher Kalender geblieben: Dann feiern die Einheimischen das Maria-Schnee-Fest und zahllose Ehemalige strömen in die kleine Rhöngemeinde.
Errettung aus dem Salzforst
Einst war der westlich von Bad Neustadt gelegene so genannte Salzforst ein Königsgut der fränkischen Karolinger, das diese vorzugsweise zur Jagd nutzten. Im Jahr 1000 gelangte das nahezu geschlossene Waldgebiet, das weite Teile der Bayerischen Rhön bedeckte, an die Bischöfe von Würzburg, die wiederum die Verwaltung an die Herren von Henneberg weitergaben. Dank umsichtiger Hege ist der Salzforst über Jahrhunderte hinweg ein Rückzugsort für viele Wildtiere geblieben – der letzte Wolf wurde um 1800 erlegt – und galt so als wild und undurchdringlich. Am Rande des Salzforsts liegt direkt an der Saale der kleine Ort Unterebersbach mit seiner Wallfahrts- und Pfarrkirche Mariä Verkündigung; wegen ihres Gnadenbildes wird das Gotteshaus im Volksmund auch Maria-Schnee-Kirche genannt.
Die Gründungslegende erzählt von einem Jäger, der sich hoffnungslos im Salzforst verirrt hatte. Als er sich zum Sterben unter einen Haselnuss-Strauch gesetzt, ein letztes Mal sein Jagdhorn geblasen und das Ave Maria gebetet hatte, sei ihm die Muttergottes erschienen und hätte ihn sicher aus dem Wald herausgeführt. Zum Dank erbaute der Jäger eine Kapelle bei dem Haselstrauch. Wenig später entstand eine Kirche, die 1453 anlässlich der Stiftung einer Vikarie erstmals urkundlich genannt und 1460 geweiht wurde; schon damals besaß die Kapelle ein Marienpatrozinium. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts bestand an der Kirche eine „Brüderei", eine Klause für männliche und weibliche Laien. Doch bereits in der Reformationszeit ging diese gemeinsam mit der Pfarrei ein: Unterebersbach wurde evangelisch, Brüderei und Pfarrei wurden aufgelöst.
Erst Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn verlegte im Jahre 1588 den Sitz der Pfarrei wieder an die Kapelle. Die bis dahin als Pfarrkirche genutzte Peterskirche, eine alte fränkische Wehrkirche am westlichen Ortsausgang, dient bis heute als Friedhofskirche. Zugleich ließ Echter die Kirche erneuern, indem er ein größeres Langhaus an den bestehenden gotischen Chor anbaute, und gründete eine Maria-Schnee-Bruderschaft.




Wallfahrtskirche Unterebersbach im Bild







Schnee im August
Das viel verehrte Gnadenbild am rechten Seitenaltar stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das Holztafelgemälde zeigt im Zentrum Maria mit dem Kind in einem Wolkenkranz schwebend. Darüber sind zwei Engel zu erkennen, die ihr die Krone aufsetzen, darunter steht eine zweitürmige Kirche, die meist als Darstellung der römischen Kirche Santa Maria Maggiore gedeutet wird. Diese römische Basilika bildet den Ausgangspunkt für die Verehrung des so genannten Maria-Schnee-Wunders: In der Nacht auf den 5. August soll Maria einem römischen Patrizier-Ehepaar erschienen sein und versprochen haben, dass sein Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung ginge, wenn ihr zu Ehren eine Kirche an der Stelle errichtet werde, wo am nächsten Morgen Schnee liege. Tatsächlich soll am Morgen des 5. August der Esquilin-Hügel weiß von Schnee gewesen sein, woraufhin das Ehepaar im Jahr 352 unter Papst Liberius an besagter Stelle eine Kirche stiftete. Als eine der ersten Marienkirchen wurde Santa Maria Maggiore dann unter Papst Sixtus III am 5. August 432 geweiht. Hauptanziehungspunkt der Kirche ist das auch als Lukasikone bezeichnete Gnadenbild „Salus Populi Romani", von dem in den vergangenen Jahrhunderten Kopien in alle Welt gegangen sind.
Auch in Auszug des Unterebersbacher Gnadenaltars hängt eine solche Kopie, die 1723 vom Würzburger Weihbischof und Romreisenden Johann Bernhard Mayer gestiftet wurde. Die darüber angebrachte Inschrift betont, dass es sich um eine „wahre Abbildung des miraculösen Originals zu Rom in der Kirche Maria zum Schnee" handelt, das an das Originalbild „angerührt" wurde. Letztere Bemerkung verweist auf das verbreitete Vorgehen, Kopien mit dem Original in Berührung zu bringen, um so die Wundertätigkeit und Heilkraft des Originals auch auf die Kopie zu übertragen.
Darüber hinaus besitzt das kleine Kirchlein am oberen Saalelauf noch eine ganze Reihe herrlicher Ausstattungsstücke, denen man mehr als einen Seitenblick gönnen sollte: Als Hochaltar dient ein filigraner neugotischer Flügelaltar, Kanzel und Seitenaltäre entstanden um 1720. Bemerkenswert sind auch die spätgotische Holzfigur St. Michael (um 1500), die einem Riemenschneiderschüler zugeschrieben wird, ein Tafelgemälde des Hl. Petrus, ein jugendlicher, vergnügt lächelnder Antonius und die stille Pietà an der linken Seitenwand. Kirchenbesucher, die in einer der Bankreihen auf der rechten Seite Platz nehmen, haben zudem eine außerordentlich dynamisch wirkende Marienfigur mit Weltkugel zur Nachbarin.
Hochfest am 5. August
Einen wirklichen Wallfahrtsstrom hat die Marienkirche, die zugleich als Pfarrkirche dient, wohl nie erlebt. Heute sind es jährlich etwa zehn Gruppen, die den Weg nach Unterebersbach finden, außerdem viele Einzelpilger und Radfahrer.
Unumstrittenes Hauptfest ist dennoch seit alters her das Fest Maria Schnee am 5. August.. Höhepunkte im Tageslauf sind der Festgottesdienst und die nachmittägliche Andacht. Zu einem Anziehungspunkt jüngeren Datums wurde auch der „Tag der Wallfahrtsorte", der am zweiten Samstag im Oktober mit einem gemeinsamen Wallgang der Pfarreiengemeinschaft und Lichterprozession begangen wird.
Muttergottes in der Natur
Für den langjährigen Seelsorger Karl-Heinz Mergenthaler, der im Januar 2018 verstorben ist, lag der besondere Reiz der Unterebersbacher Maria-Schnee-Kirche in der beschaulichen Natur-Lage. Für ihn war Maria stets „Begleiterin im Glauben". In seinen Predigten und Andachten wollte er den Gläubigen vor allem deutlich machen, dass Maria in allen Alltagssorgen eine von uns ist. Nicht umsonst lautete seine Lieblingsstrophe deshalb: „Du Frau aus dem Volke, von Gott auserseh'n, dem Heiland auf Erden zur Seite zu steh'n, kennst Arbeit und Sorge ums tägliche Brot, die Mühsal des Lebens in Armut und Not."
Aktuell zuständiger Seelsorger ist Pfarrer Dr. Andreas Krefft (erreichbar über das Pfarrbüro Bad Neustadt 09771/689000). Ansprechpartner vor Ort sind Pater George Kalathuparampil, Pastoralreferent Christian Klug und Pfarrsekretärin Jutta Kaufmann (alle über das Pfarrbüro Hohenroth erreichbar).
Anja Legge
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Die Wallfahrtskirche ist nur zu den Gottesdiensten geöffnet.
Für eine Öffnung außerhalb der Öffnungszeiten wenden Sie sich bitte an das Pfarrbüro Hohenroth (09771/ 2744)
Gottesdienste und Andachten
Bei einer Inzidenz über 200 finden keine Gottesdienste statt.
Ansonsten 14-tägig mittwochs und wöchentlich am Samstag oder Sonntag.
Bitte informieren Sie sich tagesaktuell auf der Homepage.
Die aktuelle Gottesdienstordnung finden Sie hier.
Besondere Anlässe
Ob der jährliche Bittgang von Steinach nach Unterebersbach (in der Bittwoche) sowie das Schneefest im August stattfinden können, steht noch nicht fest.
Pfarrbüro Pfarreiengemeinschaft „Don Bosco am Salzforst"
Palmsbergstraße 27
97618 Niederlauer
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Fax: 09771 / 685249
E-Mail: pfarrei.hohenroth@bistum-wuerzburg.de
Internet: www.pg-donbosco.de