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Ein Stück Evangelium

Als „ein Stück Evangelium, in die Sprache volkstümlicher Andacht übersetzt" bezeichnete Kardinal Michael Faulhaber einst das Wesen des Kreuzwegs. Ganz in diesem Sinne soll auch der jüngst geschaffene, etwa einen Kilometer lange Kreuzweg von Breitbrunn, ein „Weg der Besinnung, des Innehaltens und der inneren Einkehr" sein. Breitbrunn, etwa 17 Kilometer östlich von Hassfurt gelegen, gilt als „Eingangstor zum Naturpark Hassberge". Seit dem Frühjahr 2011 kann der Betrachter dort in 14 kunstvoll gearbeiteten Stationen und wirklichkeitsnahen Figuren, denen das dramatische Empfinden des Martyriums innewohnt, die Passion Christi hautnah nachempfinden.

Bereicherung und Ermutigung

Ideengeberin und Initiatorin war Bürgermeisterin Gertrud Bühl, die mit der Errichtung des Kreuzweges den Ort „kulturell bereichern" wollte. Konkret konzipiert und umgesetzt wurde das Großprojekt von der Gemeinde Breitbrunn, der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Breitbrunn mit ihrem Vorsitzenden Gerhard Hilpert sowie Bildhauerin Steff Bauer. Die Schweinfurter Künstlerin, die bei Siegbert Lenhardt in Ausbildung war und heute eng mit dem Unternehmen Koch & Lenhardt (Hofheim) zusammenarbeitet, hat die Skulpturen im Jahr 2010 eigens für den Weg geschaffen.

Die Figuren und Szenen wurden aus bruchrauen Sandstein-Findlingen aus den umliegenden Steinbrüchen herausgearbeitet. Damit gehen die Stationen eine natürliche Symbiose mit der umgebenden Landschaft ein und stellen zugleich eine Verbindung zu den Bewohnern von Breitbrunn her, die lange Zeit in den Steinbrüchen ihren Lebensunterhalt verdient haben. Bei der Ausarbeitung legte Steff Bauer besonderen Wert auf eine möglichst realistische Darstellung. Der Betrachter soll „berührt und in das Geschehen hineingezogen werden", so Bauer. Die realitätsnahen, lebensecht wirkenden Figuren stehen damit ganz in der Tradition fränkischer religiöser Kunst. Dennoch griff Bauer bei der Umsetzung der Szenen immer wieder zu gestalterischen Stilmitteln, um die gewünschte Bildaussage stärker herauszuarbeiten: So hat die Bildhauerin bei manchen Stationen die Größenverhältnisse stark verändert: Beispielsweise erscheint der nach irdischen Maßstäben eigentlich höher stehende Pilatus in Station 1 vor dem aufrecht stehenden Jesus wie ein Winzling; bei Station 4 liegt der Akzent auf Jesu' Mutter Maria, die voller Schmerz auf ihren Sohn blickt. Andere Figuren wie der Jesus schlagende, römische Soldat sind stark überzeichnet, fast karikierend dargestellt. Einen bewussten Perspektivenwechsel nimmt Steff Bauer auch in Station 11 vor: Während der Betrachter sich bei allen anderen Stationen auf Augenhöhe mit den Personen befindet oder aber zu ihnen aufblickt, sieht er hier auf Jesus hinunter und wird so Teil der Zuschauer-Menge, die die Kreuzigung Jesu verfolgt.

Weitere Informationen

Es ist ein unerwarteter Anblick: Jesus liegt entspannt in einer Schale aus Stein. Der Kopf mit den geschlossenen Augen ist nach rechts geneigt, als würde er schlafen. Nur die unnatürlich hochgezogene linke Schulter deutet an, dass hier etwas nicht stimmen kann.

„Der Kreuzweg ist ein Stück Evangelium, in die Sprache volkstümlicher Andacht übersetzt." (Kardinal Faulhaber)

Um zum Startpunkt des Weges zu gelangen, wendet man sich in der Ortsmitte nach Westen und folgt dem Neubrunner Weg leicht bergauf über eine Anhöhe. Auf Höhe der letzten Siedlungshäuser beginnt der Kreuzweg.

Station 1: Jesus wird zum Tode verurteilt

Jesus Christus, der Sohn Gottes steht gefesselt aber aufrecht, in sich ruhend vor seinem Richter, er erwartet sein Urteil. Pilatus ein Mensch, dem das Richteramt zuteil wurde, sitzt als Mächtiger vor ihm und windet sich innerlich. Er ist einerseits zugewandt und doch abgekehrt, zugleich angezogen und abgeschreckt. Er will die Verantwortung der Entscheidung nicht tragen und wäscht symbolisch seine Hände in Unschuld. Das Hohe Gericht ist dargestellt durch Pilatus perspektivisch weit oben sitzend, aber auch durch zwei Stufen, die zur Station führen.

Station 2: Jesus nimmt das Kreuz an

Mit dem Wissen um den Vater und tief verwurzelt in seiner Gewissheit nimmt Jesus sein Kreuz an. Es ist nicht sinnlos. Er kennt den Vater und ist sich seiner grenzenlosen Liebe gewiss. Er kann im Kreuz den Willen des Vaters erkennen, dargestellt durch die offene Handhaltung. Ein Beet mit weiß blühenden Sträuchern, Lilien und Christrosen, weist auf die Unschuld Jesu hin.

Station 3: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Die Last des schweren Kreuzes lässt Jesus zum ersten Male zusammenbrechen. Der beschwerliche Weg, der nun vor ihm liegt, scheint fast unüberwindbar. Niemand kann ihm zur Seite stehen. Jesus muss diesen Weg ganz alleine gehen, dargestellt durch die Abgeschiedenheit der Station inmitten eines Teiches.

Station 4: Jesus begegnet seiner Mutter

Maria, die Mutter Jesu, sieht ihren geliebten Sohn auf dem Kreuzweg seines Leidens. Ihre Mutterliebe drängt sie zu ihm, sie will in seiner Nähe sein, will ihm so gern helfen. Sie kniet nieder und streckt ihm ihre Hände in ihrer Liebe entgegen. Jesus aber wehrt ab: „Weib ich kenne dich nicht", spricht er. Jesus ist hier kleiner dargestellt als seine Mutter, denn er befindet sich bereits auf einer anderen Ebene als sie. Mit seiner Aussage, sie nicht zu kennen, will er sie schützen. Der Faltenwurf seines Gewandes aber verrät, dass es eine starke innere Bindung zwischen ihm und seiner Mutter gibt. Die Station wird umrahmt von rotlaubigen Sträuchern und Rosen, Symbol für die stärkste und wichtigste Liebe überhaupt: die Mutterliebe.

Station 5: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen

Der Körper des Jesus von Nazareth ist zu schwach, um sein Kreuz allein weiter zu tragen. Simon ein Fremder, der am Wegesrand steht, wird gezwungen Jesus zu helfen. Mit dieser Hilfe, die nicht freiwillig ist, vollzieht sich eine Wandlung in Simon. Er empfindet großes Mitleid für Jesus als ihm bewusst wird, welch schweres Schicksal Jesus erleiden muss. Simon fühlt sich plötzlich eng verbunden mit Jesus, dargestellt durch die enge Komposition „Simon-Jesus-Kreuz". Auf der Rückseite sieht man lediglich zwei Hände, die das Kreuz tragen. Die Bepflanzung mit lila Flieder soll durch Farbe und Duft die positive Aussage dieser Station unterstreichen.

Station 6: Jesus begegnet Veronika

Veronika löst sich aus der Menge der am Wege Stehenden und reicht Jesus ein linderndes Tuch für sein blutendes, geschundenes Haupt. Mehr noch, sie möchte ihm vorsichtig das Blut und den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Jesus berührt ihre Hand als Zeichen seiner Dankbarkeit – er segnet sie. Veronika empfängt mehr als sie gibt. Auch hier wird durch die Bepflanzung mit Flieder, Zierkirsche, Perlmutstrauch und 200 Traubenhyazinthen die positive Aussage der Station betont.

Station 7: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Jesus Christus ist am Ende seiner Kraft. Zum zweiten Male stürzt er vor Erschöpfung zu Boden. Erbarmungslos schlägt der römische Soldat über ihm zu. Er tritt ihn mit Füßen, zerrt ihn empor. Die Künstlerin stellt den Römer mit Glatze und fast übermächtigem Körper dar, um so die Brutalität auszudrücken, die Jesus erfährt. Bepflanzt wird die Station mit einer roten Hecke mit Dornen bestehend aus verschiedenen Sträuchern sowie rosa Strauchrosen.

Station 8: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Am Wegesrand stehen Frauen mit Kindern. Die liebenden Mütter wissen um das Leid, einen Sohn zu verlieren. Daher können sie den Menschensohn voll Mitleid und Trauer aus tiefstem Herzen beweinen. Da wendet sich Jesus Christus in seiner Qual entschieden zu ihnen um und sagt: Weinet nicht um mich. Weint über euch und eure Kinder.
Frauen und Kinder als schwächstes Glied in der Gesellschaft müssen geschützt werden, vor allem natürlich die Kinder. Sie müssen in Liebe und Verantwortung von gestärkten Müttern und Eltern getragen werden, dann gibt es Hoffnung für die Zukunft. Der Durchbruch unter dem Kreuz als Fenster mit Aussicht auf Hoffnung und Zukunft sowie der pyramidale Sockel weisen darauf hin. Zwischen den beiden vorhandenen Hecken entsteht eine zweireihige Hecke in der Blühfarbe weiß und rosa mit Spierstrauch, Schneeball und Kletterrose.

Station 9: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Jesus Christus ist zu Tode erschöpft. Begraben unter seinem schweren Kreuz liegt er im Schmutz der Straße und kann sich nicht mehr regen. Statt Linderung erfährt er Hohn und Spott, wird von Hass und Häme noch stärker zu Boden gedrückt. Hohn, Spott, Häme, das „schleichende Böse" im Hintergrund, stellt die Künstlerin ausdrucksvoll (im Hintergrund) dar. Eingerahmt wird die Station mit zwei Trauereschen. Sie unterstreichen die Aussage der Station 9.

Station 10: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Jesus ist auf Golgatha angekommen. Er hat das schwere Kreuz endlich niedergelegt, da reißt ihm ein römischer Soldat die Kleider vom Leib – er erfährt Entblößung, Erniedrigung. Jesus Christus setzt dieser Demütigung nichts entgegen, er bleibt standhaft und aufrecht, denn seine Würde und sein Ansehen erhält er vom Vater und beides kann ihm von keinem Menschen genommen werden. Diese Station wird von Bepflanzung freigehalten, sie bleibt nackt und bloß. Lediglich Blumengrassamen "Bienenweide" ist ausgesät.

Station 11: Jesus wird ans Kreuz geschlagen

Überwältigt und grenzenlos ohnmächtig liegt Jesus auf dem Kreuz. Fassungslos, hilflos und zu keiner Gegenwehr fähig, muss er sich nun von menschlicher Gewalt ans Kreuz nageln lassen. Er lässt dieses Ungerechte und Unbegreifliche über sich ergehen. Seine Seele und sein Blick sind im Schmerz in voller Konzentration auf den Vater gerichtet. Die Künstlerin zeigt Jesus am Kreuz liegend in einer Arena. Tatenlos sehen die Menschen in Sensationslust oder Feigheit zu, wenn jemanden Schaden zugefügt wird – auch heute noch – siehe Steinigungen oder S- Bahn. Ein Beet mit verschiedenen Disteln wächst am Rande.

Station 12: Jesus stirbt am Kreuz

Die Stunde seines Todes ist auch die Stunde seiner Erhöhung. Die Künstlerin zeigt Jesu wie von göttlichem Licht umhüllt schlafend im Stein. Er scheidet von dieser Welt und zieht sich in die Schöpfung zurück. Als Letzte unter dem Kreuz kniet nun seine liebende Mutter Maria und harrt mit ihm. Im Gebet fleht sie zu Gott. Sie tut damit das, was uns am Ende allen als letzte Tat bleiben wird: sie ist ohnmächtig und ergibt sich aus freien Stücken dem Willen des Herrn. Sie gibt ihm das Leben ihres Sohnes zurück, das sie von ihm erhalten hatte. Aus persönlichen Gründen widmete die Künstlerin diese Station allen Krebspatienten und ihren Angehörigen.

Station 13: Jesus wird vom Kreuz abgenommen

Joseph und Maria Magdalena nehmen Jesus vom Kreuz. Beide pressen ihn liebevoll an sich. Jesus ist umgeben und eingehüllt von Liebe. Allein die liebevolle Umarmung des Menschen mit dem Gekreuzigten war die Erfüllung, nach der die christliche Mystik des Mittelalters strebte. Sie symbolisiert den geistigen Weg zu Gott. Zierquitten und Säulenzypressen umrahmen die Station.

Station 14: Jesus wird ins Grab gelegt

Maria - die Mutter - steht schweigend und harrend im Glauben am Grab. Sie hatte die Kraft loszulassen und nimmt Abschied. Ihr Gesicht ist liebevoll, trauernd, aber entspannt. Sie lässt ihren Sohn gehen. Was hier dargestellt ist, hat wohl jeder schon empfunden, der am Grab eines geliebten Menschen gestanden hat. Die Bepflanzung mit der rosa blühenden Scharlachkirsche und rosa Rosen deutet hin auf den Frühling, den neuen Anfang, auf Hoffnung und den ewigen Kreislauf.

Der Kreuzweg endet an der Marienkapelle. Die Marienkapelle wurde im Jahre 2002/2003 als Stiftung errichtet. Die Planung lag in den Händen von Diözesanbaumeister Jürgen Schädel. Im September 2003 erfolgte die Segnung durch H.H. Domkapitular Dr. Lenssen. Viele ehrenamtliche Helfer beteiligten sich am Bau dieser Kapelle aus heimischem Sandstein. Die neugotische Mutter Gottes mit dem Jesuskind (um 1870) im Innenraum stammt aus einer ehemaligen Wallfahrtskapelle bei Bonn, die einem Waisenhaus angeschlossen war und einem Verkehrsprojekt weichen musste.

Quelle: www.vg-ebelsbach.de

Kostenlose Führungen nach Voranmeldung 
übernimmt Kilian Zettelmeier, Telefon 09536 / 277.