Seit mehr als 400 Jahren prägen Bildstöcke und Steinkreuze die fränkische Landschaft. Sie wurden aufgestellt als Zeichen privater Frömmigkeit, aber auch zur Erinnerung an Verstorbene oder an Unglücksfälle. In manchen Überlieferungen sind sie sogar mit Mord und Totschlag verknüpft. Welche Geschichten man auf dem „Bildstockweg Egenhausen“ im Landkreis Schweinfurt entdecken kann, weiß beispielsweise Reinhilde Sauer, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Fränkischen Bildstockzentrum Egenhausen. Sie führt auch die Dorfchronik von Egenhausen weiter. „Ich finde das interessant.“ Viele Menschen, auch junge, würden etwa nach Informationen über ihre Vorfahren suchen.
Wenn man aus Richtung Schnackenwerth kommt, zweigt kurz vor dem Ortsschild von Egenhausen eine unscheinbare Einfahrt nach rechts zur Kapelle am Steinberg ab. Rechts von der Kapelle führt der Wanderweg „Steinberg“ in den Wald, und schon ist man mitten auf dem „Bildstockweg“. Erste Station ist allerdings nicht ein Bildstock, sondern die Lourdesgrotte am Ende einer Steintreppe. Die Geschwister Johann und Elisabetha Göbel ließen sie zum Andenken an ihren 1876 verstorbenen Vater Nikolaus Göbel errichten. „Der Vater fiel von einem Kirschbaum und starb“, erzählt Sauer. Ein Teil der Familie wanderte nach England aus. Doch die Erinnerung an den Urahn lebt fort, wie ein Eintrag im Gästebuch des Bildstockzentrums aus dem Jahr 2012 beweist. Damals kam Ann Fisher, die Urenkelin von Nikolaus Göbel, zu Besuch nach Egenhausen: „Wonderful to visit the place where my family came from“ – „Es ist wundervoll, den Ort zu besuchen, aus dem meine Familie stammt“.