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Dich Würzburg ganz im Herzen hat

„Dich Würzburg ganz im Herzen hat, dein Kirch' steht mitten in der Stadt; die schöne Kirch, Kapell' genennt, sich dein und dir geweiht erkennt.“ – Nicht nur alteingesessene Würzburger erkennen in diesen Versen Friedrich Spees die Würzburger Marienkapelle wieder.

Seit Jahrhunderten ist die Kirche auf dem Würzburger Marktplatz von zentraler Bedeutung für die Bischofsstadt und das Bistum. Die Vorgeschichte der Marienkapelle ist gleichwohl an tragische Ereignisse geknüpft, verdankt sie doch ihre Entstehung der brutalen Vernichtung der blühenden jüdischen Gemeinde. So entstand an der Stelle der 1349 niedergebrannten Synagoge zunächst eine hölzerne Marienkapelle; ab 1377 wurde dann der heutige gotische Kirchenbau errichtet, für den schon bald die Würzburger Bürgerschaft verantwortlich war.

Ein Touristenmagnet ist die Kapelle im Herzen der Stadt bis heute vor allem wegen ihrer zahlreichen Kunstschätze, allen voran die Skulpturen und Tympana von Tilman Riemenschneider. Hinzu kommt eine Vielzahl verschiedenster Mariendarstellungen im Inneren des Kirchenraums, die einen reichen Erfahrungsschatz des Glaubens vor Augen führen. Als Glaubenszeugnisse früherer Zeiten und Lebenshilfen für die Gegenwart vermögen sie auch heute noch Vertrauen und Zuversicht zu schenken. Diese kraftspendende Aura sowie die familiäre Atmosphäre sind vermutlich auch der Grund für die tiefe Verbundenheit der Würzburger und vieler auswärtiger Gäste mit der Marienkapelle.

Die Marienkapelle ist tagsüber geöffnet

Die aktuelle Gottesdienstordnung finden Sie hier.

Dompfarramt Sankt Kilian
Domerpfarrgasse 10
97070 Würzburg

Telefon: 0931 / 38662800
E-Mail: dompfarramt@bistum-wuerzburg.de

Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins

In Reiseführern als „eine der schönsten gotischen Hallenkirchen" Unterfrankens gepriesen, war die Marienkapelle früher vor allem Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins, das sich gegen geistliche und politische Machtansprüche zu behaupten suchte. Doch ihre Entstehung ist mit tragischen Vorgängen verknüpft: So befand sich im Mittelalter an der Stelle des heutigen Marktplatzes einst das Judenviertel, bis die Juden 1349 als Urheber einer Seuche verleumdet und in einem Pogrom grausam ermordet wurden. Aus jener Zeit erhalten sind lediglich Reste des Mauerwerkes unter der heutigen Sakristei, die inzwischen wissenschaftlich dokumentiert sind und demnächst wieder zugänglich sein sollen.

Schon bald entstand an der Stelle der zerstörten Synagoge eine kleine Marienkapelle, und Berichte von Wunderzeichen führten zu „gros gelaufe und walfart". Bischof Gerhard von Schwarzburg legte 1377 den Grundstein zur heutigen Kirche, dann übernahm die Würzburger Bürgerschaft die Verantwortlichkeit: So wurden bis 1440 das dreischiffige Langhaus, bis 1479 der Turm errichtet. 1490 erhielt Tilman Riemenschneider den Auftrag für die bis heute berühmten Skulpturen und Tympana. Nachdem 1711 der Turmhelm durch einen Blitzschlag beschädigt worden war, stellte man diesen 1713 zunächst nach Plänen von Joseph Greising wieder her; Bischof Johann Philipp von Greiffenclau ließ eine über fünf Meter hohe Statue der „Maria Immaculata" nach einem Entwurf von Jakob van der Auwera anbringen. Bei der Außenrenovierung im 19. Jahrhundert ersetzte man jedoch die barocke Turmhaube durch eine gotische Spitze; die goldene Marienstatue, bis heute das Wahrzeichen der Kirche, blieb an ihrem Platz.

Eine teilweise scharf kritisierte Außenrenovierung erfolgte 1843 bis 1853. Im Innenraum ersetzte man 1864 alle nicht zum gotischen Stil passenden Elemente – darunter auch der Hochaltar von Oswald Onghers – durch neugotische Werke. Beim verheerenden Bombenangriff auf die Stadt Würzburg am 16. März 1945 erlitt die Marienkapelle schwere Schäden. Erst 1962 konnte die Kirche im Herzen der Stadt wiedergeweiht werden. Die letzte große Innenrenovierung und Umgestaltung wurde 1992 abgeschlossen.

Reicher Erfahrungsschatz des Glaubens

Nicht zuletzt wegen ihrer stimmigen Architektur und der reichen Ausstattung ist die Würzburger Marienkapelle ein wichtiger Anziehungspunkt für Touristen. An der Außenfassade stechen die Riemenschneider-Figuren Adam und Eva sowie die Apostelgestalten hervor. Auch die Tympana der drei Portale verdienen einen längeren Blick: Sie widmen sich, dem Patrozinium gemäß, der Rolle Mariens bei der Menschwerdung Gottes, ihrer Aufnahme und Verherrlichung im Himmel sowie ihrer Bedeutung als Fürsprecherin beim Jüngsten Gericht.

Besonders bemerkenswert ist das Tympanon am Nordportal, wo die Verkündigungsszene auf ungewohnte Weise umgesetzt ist: So führt der Hauch des Geistes aus dem Mund Gottvaters über einen Schlauch mit Heilig-Geist-Taube direkt ins Ohr Mariens; gleichzeitig rutscht das Jesuskind bäuchlings und mit dem Kopf voran zu Maria herab. Die Darstellung setzt damit auf phantasievolle Weise das „Ohr-Sein für Gott“ ins Bild.

Große Kunst

Im Inneren erregen vor allem die großen Kunstwerke aus dem 15. und 16. Jahrhundert das Interesse kunstbeflissener Besucher. Reich gestaltete Grabplatten, Grabdenkmäler und Epitaphien erinnern daran, dass die Marienkapelle einst auch als Ort der Bestattung diente; auch der berühmte Barockbaumeister Balthasar Neumann hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden.

Darüber hinaus bieten die zahlreichen im Kirchenraum stehenden Mariendarstellungen ein facettenreiches Bild der Gottesmutter: Der Flügelaltar im Chorraum enthält die Tafelbilder eines unbekannten fränkischen Meisters von 1514; im Mittelteil steht die Verkündigungsszene, die hier als persönliche Begegnung und intensiver Dialog gestaltet ist und so die helfende Nähe Gottes mit ins Bild nimmt. Auf der linken Seite ist die Geburt Christi dargestellt, die subtil mit der Sehnsucht des Menschen nach Befreiung und Veränderung in Verbindung gebracht wird. Die rechte Seite zeigt die Anbetung der Könige, Sinnbild für die beständige Suche des Menschen nach Gott.

Das Kreuzigungsrelief (um 1400) mit dem Kreuz als Lebensbaum im rechten Langhaus lässt trotz aller Trauer lebendige Gemeinschaft und Zuversicht aufscheinen: So wird aus dem Baum des Todes ein Baum der Hoffnung und des Lebens. Ähnliches vermittelt auch das Sandsteinrelief vom Marientod: Es gebe eine „Vorahnung von dem, was leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel bedeutet“ und sei „Vorwegnahme dessen, was mit uns allen einmal geschehen soll“, umschrieb es Hillenbrand.

Mehrere Madonnen

Unter den vielen Mariendarstellungen am stärksten verehrt wird die so genannte „Schöne Madonna“ im rechten Seitenschiff, die den Besuchern ein Stück Geborgenheit vermittelt. Weit mehr als nur eine innige Mutter-Kind-Darstellung „weckt sie eine Ahnung von Gottes Wirken“ und sei „überzeugende Darstellung dafür, was Gott aus einem Menschen machen kann, wenn dieser mitmacht“, fasst Dr. Karl Hillenbrand die Aussage der Figur in Worte . Im Blick auf Maria werde klar, welche Voraussetzungen es braucht und wie unsere Antwort im Glauben aussehen könne.

Auch die Silbermadonna der Würzburger Bürgersodalität am linken Seitenaltar ist Ziel privater Andacht; sie ist ein Werk des Augsburger Silberschmieds Johannes Kilian und um 1685 entstanden.

Erfahrungsschatz des Glaubens

Neben einzigartiger Kunst führt die Marienkapelle so vor allem einen reichen Erfahrungsschatz des Glaubens vor Augen: „Die Kunstwerke der Kirche sind nicht nur Glaubenszeugnisse früherer Zeiten, sondern auch Lebenshilfen für unsere Gegenwart“, so der langjährige GEneralvikar Dr. Karl Hillenbrand, der der Marienkapelle in besonderer Weise verbunden war. In einem Büchlein mit dem wegweisenden Titel „Dich Würzburg ganz im Herzen hat“ hat Hillenbrand eine ganze Reihe knapper und tiefgründiger Meditationen versammelt, die diese zentralen Glaubensinhalte erschließen wollen und die Kunstwerke aus der Sicht des Glaubenden und Suchenden interpretieren.

Würzburger Marienkapelle im Bild

Ein Kerzle anzünden

Schon immer spielte die Wallfahrt, die vor allem durch zahlreiche Bruderschaften getragen wurde, eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Marienkapelle. Zwar sind die meisten – bis auf die Rosenkranzbruderschaft und die Erzbruderschaft Maria Hilf – mittlerweile erloschen, doch noch immer kommen noch immer einige Wallfahrergruppen, um der Patrona Franconiae die Ehre zu erweisen.

Der eigentliche Schwerpunkt liegt aber weiter auf dem Charakter der Bürgerkirche. Neben dem festen Kreis der Gottesdienst-Besucher – bereits zur Frühmesse um 7.30 Uhr kommen zahlreiche Gläubige – sind zu beinahe jeder Tageszeit Menschen in der lichtdurchfluteten Kirche anzutreffen. Zu den vielen Würzburgern, die beim Einkaufen auf einen Sprung bei der Muttergottes vorbeischauen, gesellen sich viele auswärtige Stammgäste, die bei jedem Besuch in der Bischofsstadt hier "ein Kerzle" anzünden.

Geheimes Wahrzeichen Würzburgs

Eine ganz besondere Bedeutung und Strahlkraft hat die in luftiger Höhe schwebende vergoldete Madonna auf der Spitze der Marienkapelle: Nicht nur viele Alt-Würzburger haben das wie durch ein Wunder unversehrt gebliebene Marienbild nach der Zerstörung der Stadt im Jahr 1945 als stärkendes Zeichen für Hoffnung und Neubeginn empfunden. Auch Menschen der jüngeren Generation haben mittlerweile eine emotionale Bindung zum geheimen Wahrzeichen der Stadt aufgebaut.

Seit dem 15. August 2013 läuten stets zur Mittagszeit sechs neue Glocken vom 70 Meter hohen Turm. Anschließend erklingt das altbekannte fränkische Marienlied „O himmlische Frau Königin“. Das Geläut war für Hillenbrand, der den Einweihungsgottesdienst zelebrierte, weit mehr als nur „folkloristische Zutat zum Treiben auf dem Marktplatz“, es wolle vielmehr „den Glauben zu Gehör bringen“. Die Glocken seien so „ein Zeichen für Gottes Geleit – auf allen unseren Wegen, jetzt und über den Tod hinaus“.