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Unscheinbar und sehenswert

Seit rund 250 Jahren steht die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Höchberg etwas im Schatten des Würzburger Käppele. Doch das war nicht immer so: Bereits Bischof Burkard soll über die „Pfarre Hugbur" verfügt haben. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Ort dann zu einem blühenden Wallfahrtsziel, das selbst das Würzburger Domkapitel aufsuchte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts geriet Höchberg zunehmend in Vergessenheit. Dabei ist das traditionsreiche Wallfahrtsziel mit der über zwei Meter hohen Madonna und dem schönen Kirchenraum durchaus sehenswert.

Der Kirchenraum ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Die aktuelle Gottesdienstordnung finden Sie hier.

Katholisches Pfarramt Mariä Geburt
Herrenweg 5
97204 Höchberg

Telefon: 0931 / 48822
E-Mail: mariae-geburt.hoechberg@bistum-wuerzburg.de
Internet: https://www.pg-hoechberg.de/

Im Besitz von Bischof Burkard...

Die älteste Bezeichnung für die 10000 Einwohner zählende Marktgemeinde im Würzburger Westen findet sich in der Chronik des Lorenz Fries (1491-1550). Hier ist zu lesen, dass Bischof Burkard im Jahre 748 dem Andreaskloster zu dessen Gründung unter anderem die „Pfarre zu Hugbur, welches dazumal ein großes Dorf war" schenkte. Obwohl die Quellenlage schwierig ist, ist anzunehmen, dass Höchberg tatsächlich zum Besitz von St. Burkard (= An­dreaskloster) gehörte. Zwischen 1363 und 1382 wurde der Ort dann – so berichtet zumindest Lorenz Fries – zur Pfarrei erhoben, während die Mönche auch weiter für die Seelsorge zuständig waren.

Ob es einen Vorgängerbau gab, ist nicht gesichert. Der einzige schriftliche Hinweis ist ein Eintrag in das von Pfarrer Heß 1647 neu angelegte Matrikelbuch. Diese These wird gestützt von einem Fundamentfund im Jahre 1963: Das sechs auf sieben Meter umfassende und achtzig Zentimeter starke Fundamentmauerwerk, das im Bereich des heutigen Mittelschiffes kurz vor dem Chor lokalisiert wurde, könnte von einem Bau aus der Zeit Hugos stammen.

Die Anfänge des heutigen Kirchenbaus stammen vom Ende des 15. Jahrhunderts. In dieser Zeit entstanden der Chor, an den vermutlich eine kleine Saalkirche angebaut war, und die vier Turmgeschosse an der nördlichen Flanke. Um 1690 ließ Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg das Langhaus vergrößern. Im 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Ausstattungsstücke angeschafft. 1908 wurde das barocke Langhaus durch den bis heute erhaltenen deutlich größeren Neubau ersetzt. Dabei wurde auch die Kreuzkapelle im Außenbereich an den heutigen Standort zwischen Chor und südlichem Seitenschiff versetzt. Heute trifft so ein spätgotischer Chor auf ein neugotisches Langhaus, das spätbarock ausgestattet ist.

Einen Blick in den Himmel erhaschen

Obwohl an der Höchberger Kirche die unterschiedlichsten Epochen und Stile aufeinander treffen, vermittelt sich dem Besucher ein harmonischer Gesamteindruck. Der weite und lichte Kirchenraum wird von vier spätbarocken Altären von Michel Riegel (Schreiner) und Daniel Köhler (Bildhauer) beherrscht: Die beiden Seitenaltäre (1771-73) zeigen (links) eine „Beweinung Christi" von Georg Sebastian Urlaub sowie die Anbetung der Weisen (rechts).

Im linken angedeuteten Seitenschiff steht ein Kreuzaltar im Stil des Rokoko (1773) mit dem Kreuz im Zentrum und der Mater dolorosa am Kreuzesfuß. Der Hauptaltar im Chorraum birgt das über zwei Meter hohe Gnadenbild aus der Zeit um 1470. Bis 1738 stand die Madonna am rechten Seitenaltar, während das Gemälde „Himmelfahrt Mariens" von Oswald Onghers (1658) im Hochaltar hing (jetzt an der nördlichen Chorwand).

Ebenfalls einen längeren Blick wert ist die Kanzel vom Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner. Die beiden Frauengestalten, deren es vermutlich noch eine Dritte gab, stellen wohl die theologischen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung dar. An der Stirnseite flankieren zwei Putti einen Turm, der als Turm Davids gedeutet werden könnte. In der Ikonographie steht der Turm als Metapher für die Reinheit und immerwährende Jungfräulichkeit Mariens. An der Pfeilerstirnseite hängt ein Relief mit der Schlüsselübergabe an Petrus, während auf dem Schalldeckel eine Darstellung des guten Hirten angebracht ist.

Bewusst marianisch gehalten ist auch das Deckengemälde im Langhaus, wo der Besucher einen illusorischen Blick in den Himmel erhaschen kann: Eulogius Böhler inszenierte hier 1908 in barocker Manier die Himmelfahrt und Krönung Mariens. In Anlehnung an die spätbarocke Ausstattung wählte Böhler bewusst die im Barock sehr beliebte Form des Hypäthralbildes (griech. „unter freiem Himmel"). „Vom richtigen Standpunkt aus gesehen, erscheint es dem Betrachter, als würde er durch die Decke hindurch in den freien Himmel auf das Geschehen blicken. Über der Schar der Apostel, die um den leeren Sarg Mariens grup­piert sind und verblüfft hinein oder erstaunt in die Höhe schauen, entschwebt die Himmelskönigin in den Himmel. Auf Wolken kniend, wird sie von einer Schar von Engeln und Putten geleitet und in tri­umphaler Auffahrt nach oben getragen. Zwei Putten schweben über ihr, um ihr die Krone aufs Haupt zu setzen. Die Aufwärtsbewegung kulminiert in der Heilig-Geist-Taube, deren Lichtglanz von der göttli­chen Herrlichkeit kündet, in die Maria aufgenommen wird." (Michael Koller, Kirchenführer)

Erinnerung an ein dunkles Kapitel der Geschcihte

In ein dunkles Kapitel in der fränkischen Geschichte verweist schließlich die Kreuzkapelle im Außenbereich der Höchberger Kirche, die im Zuge des Langhausneubaus an den jetzigen Standort verlegt wurde. Die Kapelle mit dem mächtigen Kreuz samt Assistenzfiguren bildet den Abschluss eines Wegs aus sieben Kreuzwegstationen, auch „Sieben Fälle" genannt. Sie ziehen sich vom Würzburger Hofbräuhaus bis in die Dorfmitte von Höchberg und wurden 1626/1627 als Sühne für die Hexenverbrennungen errichtet, deren es allein während der achtjährigen Regentschaft von Fürstbischof Ehrenberg 219 gab. Noch heute erinnert der Höchberger Ortsteil Hexenbruch an den Ort, wo die Scheiterhaufen brannten. Als Zeichen ihrer eigenen Rechtgläubigkeit soll deshalb die Bruderschaft des fürstbischöflichen Hofgesindes den Bau der Bildstöcke veranlasst haben. Neben Würzburger Bürgern steuerte übrigens auch das Domkapitel hundert Gulden bei, die Kreuzigungsgruppe wurde vom Fürstbischof höchstselbst gesponsert. An den Figuren sollen Balthasar Grohe, (Schüler Michael Kerns) Michael Kern selbst sowie der Windsheimer Meister Georg Brenck gearbeitet haben.

Im Schatten des Käppele

Am Hauptportal der Kirche hängt eine Tafel, die Höchberg als „ältesten Marienwallfahrtsort im Bistum Würzburg" ausweist. Diese bis heute verbreitete Auffassung propagierte Domvikar Glöggler (1907), der sich auf einen Eintrag in das 1647 von Pfarrer Heß neu angelegte Matrikelbuch bezog: Hier ist nicht nur von Wundern und großem Zulauf aus ganz Franken die Rede, sondern auch vom Beginn der Wallfahrt in der Zeit Bischof Hugos (984-990).

Neuere Forschungen können dies nicht untermauern: „Da es weder Hinweise auf bedeutende Marienreliquien noch auf frühe Ablässe kennen, ist eine derart frühe Wallfahrt nicht anzunehmen", heißt es diesbezüglich im Kirchenführer. Der Wallfahrts-Auslöser liegt vermutlich vielmehr in der Wallfahrt der Pfarrei St. Burkard begründet, die ab 1613 nach Höchberg führte. Im 17. Jahrhundert förderten die Fürstbischöfe Johann Gottfried von Aschhausen (1617-1622) und Philipp Adolf von Ehrenberg (1623 - 1631) die Wallfahrt sehr; sogar das Würzburger Domkapitel wallte nach Höchberg. Angefacht wurde das Interesse auch durch die Heilung eines blinden Mädchens im Jahr 1704 – dargestellt auf dem einzigen erhaltenen Votivbild unter der Empore. Der Höhepunkt der Wallfahrt lag vermutlich um 1800; meist kamen die Wallfahrer aus Würzburg und den umliegenden Dörfern. Wenig später trat Höchberg in den Schatten des Würzburger Käppele, das 1750 auf dem nahe gelegenen Nikolausberg errichtet worden war: Die Wallfahrt ging unaufhaltsam zurück.

Heute kommen nur noch wenige Wallfahrergruppen nach Höchberg. Ein fester Gast im Jahreslauf ist dabei die Fünf-Wunden-Bruderschaft aus Miltenberg, die auf ihrem Weg nach Dettelbach hier Station macht. Zugleich suchen viele Einzelpilger die Kirche ganz gezielt auf. Darüber hinaus finden in Höchberg regelmäßig Fatima-Rosenkranz-Andachten sowie einmal im Jahr ein Fatima-Gottesdienst statt.

Anja Legge