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Abseits großer Touristenpfade

Inmitten des Ochsenfurter Gau liegt etwas außerhalb von Bütthard in einem flachen Tal die Laurentius-, Frauen- oder Marienkapelle, im Volksmund „Kappel" genannt. Hinter dem von außen schlicht wirkenden Kirchlein verbirgt sich ein barockes Kleinod von großer spiritueller Anziehungskraft, das nicht nur die Büttharder schätzen und lieben.

Nach einer ersten Kapelle unbekannter Bauzeit entstand um 1620 unter Julius Echter der jetzige Kirchenbau. Seit dieser Zeit wird in Bütthard auch eine Kopie des berühmten römischen Maria-Schnee-Bildes verehrt, das auf ein Schnee-Wunder im Hochsommer zurückgehen soll. Heute ist die Büttharder Kappel vor allem für die Einheimischen ein wichtiger Gebets- und Andachtsort. Zahlreiche Votivbilder auch aus jüngster Zeit belegen, dass Trostsuchende und Pilger hier immer wieder den mütterlichen Beistand Mariens suchen und finden.

Die Kapelle ist tagsüber geöffnet.

In der Kapelle finden keine festen Gottesdienste statt.

Pfarreiengemeinschaft Giebelstadt & Bütthard
Ingolstadter Straße 8
97232 Giebelstadt

Telefon: 09334 / 9700469
E-Mail: pg.giebelstadt@bistum-wuerzburg.de
Homepage: www.kirche-giebelstadt-buetthard.de

Echter-Bau

„Schon immer" habe es in Bütthard eine Muttergottes-Kapelle gegeben, berichten alteingesessene Büttharder stolz. Als früheste urkundliche Erwähnungen gelten zwei Ablassbriefe für die Kapelle „Unserer lieben Frau außerhalb des Dorfes" aus den Jahren 1451 und 1500. Aus dieser Zeit datiert auch die älteste Figur der Kirche, eine spätgotische Halbfigur des heiligen Laurentius, der bis heute zweiter Patron der Kirche ist. Eine erste Kapelle wurde 1578 erstmals urkundlich erwähnt. Der jetzige Kirchenbau – für eine Kapelle mutet die Kirche erstaunlich groß an – wurde auf Veranlassung Julius Echters im spätgotischen Stil errichtet und laut Inschrift am Südportal 1620 geweiht. Im 18. Jahrhundert kam dann eine üppige Barock-Ausstattung hinzu.

Maria-Schnee-Bildnis

Während das erste Büttharder Gnadenbild aus der Zeit vor 1600 verschwunden ist, steht heute eine Kopie des römischen Maria-Schnee-Bildes im Zentrum des überbordend ausgestatteten Altarraumes. Einst war dieses Bild Teil eines Renaissance-Flügelaltars mit den Evangelisten Johannes und Markus auf den Seitenflügeln und einer heiligen Veronika auf der Rückseite. Dieser stand in der Mitte des Raumes, so dass ankommende Pilgergruppen den Altar umrunden konnten.

1735 wurde das Holztafelgemälde aus der Zeit um 1600 dann in einen pompösen viersäuligen Hochaltar des Kitzinger Kunstschreiners Matthias Deichelmann integriert. Vier Engel tragen das Bildnis, darüber schwebt schützend ein kleiner Baldachin. Am linken Bildrand ist der Stifter des Bildes zu erkennen, auf der linken Seite sein Wappen – ein steigendes Einhorn auf rotem Grund. Außerdem verweist eine lateinische Inschrift auf das römische Original Salus Populi Romani und damit auf eine jahrhundertealte Tradition: Der Legende nach habe Maria durch einen Schneefall in der Nacht auf den 5. August den Platz für die römische Kirche Santa Maria Maggiore angezeigt, die unter Papst Liberius im vierten Jahrhundert auf dem Esquilin erbaut und 432 unter Papst Sixtus III als eine der ersten Marienkirchen geweiht wurde.

Seit dieser Zeit wird hier eines der ältesten Marienbilder verehrt – Maria-Schnee-Bildnis, Lukasikone oder auch Salus Populi Romani genannt. In den folgenden Jahrhunderten erfuhr dieses Bild weitreichende Verbreitung: So gelangte 1570 eine Kopie dieses Bildes nach Deutschland ins Jesuitenkolleg Ingolstadt. Pater Jakob Rem SJ (1546-1618) versammelte dort um dieses Bild den Kernkreis der Marianischen Kongregation. Im Jahre 1604 hatte Pater Rem eine Marienerscheinung, die ihm offenbarte, dass der Titel „Wunderbare Mutter" ihr am besten gefalle. Bei der Lauretanischen Litanei ließ Pater Jakob nun diese Anrufung der Gottesmutter noch zweimal wiederholen; seitdem wird das Gnadenbild, das heute im Ingolstädter Liebfrauenmünster verehrt wird, „Dreimal Wunderbare Mutter" genannt. Das Büttharder Bild wiederum ist eine Kopie dieses Ingolstädter Vorbilds und stammt so aus der Frühzeit der Verbreitung des Maria-Schnee-Motivs in Deutschland.

Auch die übrige Ausstattung der Kapelle stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Seitenaltäre, die Maria unter dem Kreuz (links) und das Martyrium des hl. Laurentius (rechts) darstellen – sind Stiftungen des Dekans von Stift Haug in Würzburg, Dr. Martin Kettler, der als Sohn eines Büttharder Webers eine enge Verbindung zur Marienkapelle hegte.

Maria im grünen Thale

Eine ihrer Hauptblütezeiten erlebte die Wallfahrt nach Bütthard zur Zeit der Stiftung des Maria-Schnee-Bildes um 1600. Zum Ende 19. Jahrhunderts hin erfreute sich die damals auch „Maria im grünen Thale“ genannte Kapelle erneut großen Zulaufs: Hauptfeste waren das Laurentius- sowie das Rosenkranzfest der zu jener Zeit schon bestehenden Rosenkranzbruderschaft.

Bis heute schätzen die Büttharder ihre ‚Kappel' zuweilen höher als die eigentliche Pfarrkirche. Für viele Gläubige ist die romantisch gelegene Kapelle ein Ort des Gebets und eine Anlaufstelle in den Sorgen und Nöten des Alltags. Zahlreiche Votivbilder legen beredtes Zeugnis davon ab und erzählen vom tiefen Vertrauen der Menschen zur Muttergottes. Seit der Fränkische Marienweg an der Büttharder Kappel vorbeiführt, ist das Kirchlein auch so manchem auswärtigen Marienverehrer ein Begriff.

Anja Legge