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Unter der alten Linde

Vor allem lokale Bedeutung hat die im Schatten einer mächtigen Linde stehende Kerlachkapelle in Stadtlauringen in der Rhön. Die erste Kapelle wurde um 1750 als lebhafter Ausdruck der privaten Frömmigkeit des späten Barock.vom Stadtlauringer Bürger Bernhard Bauer errichtet; der heutige Bau entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts und wurde am 30. Juni 1901 unter dem Patrozinium der Sieben Schmerzen Mariens eingeweiht.

Von einer wirklichen Wallfahrtstradition zur Kerlachkapelle kann man heute kaum mehr sprechen. Als Ort privater Andacht und Anlaufstelle in Sorge und Not hat die Kerlachkapelle aber denoch weiterhin Bedeutung. Vor allem die in üppigem Gold gefasste, still leidende Mater Dolorosa von Johann Caspar Pfaff aus Obertheres aus dem Jahr 1797 spricht die vielen Beter und Pilger stark an und spendet vielen Trost.

Die Kapelle ist von Ostern bis Allerheiligen an den Sonn- und Feiertagen von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Die aktuelle Gottesdienstordnung (PG Liborius Wagner) finden Sie hier

Verwaltungsbüro für den Pastoralen Raum Schweinfurter Oberland - Seliger Liborius Wagner
Kirchplatz 5
97488 Stadtlauringen

Telefon: 09724 / 516
E-Mail: pfarrbuero.schweinfurter-oberland@bistum-wuerzburg.de
Homepage: www.pg-stadtlauringen.de

Den Nerv der Zeit getroffen

Bereits zwischen 1263 und 1300 trat der wie eine Insel über Stadtlauringen thronende „Geroldesberg" urkundlich in Erscheinung. Bereits in vor- oder frühchristlicher Zeit soll der weithin sichtbare, steile Hügel als Kult- oder Gerichtstätte gedient haben. Vom Bau einer Kapelle auf dem Kerlachsberg wird erst im Jahr 1750 berichtet: Der Stadtlauringer Bürger Bernhard Bauer hatte den kleinen Holzbau zu Ehren der Gottesmutter errichtet und damit offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen: Bereits 1751 wurden für die Marien-Kapelle eine päpstliche Ablassurkunde für ein Marienfest bewilligt, 1764 entstand ein Kreuzweg.

Da dieser erste Bau der Witterung nicht lange standhalten konnte, wurde 1766 ein größerer Bau aus Stein mit Fenstern, einem Türmchen und einer Sakristei notwendig. Aus Kostengründen musste der vordere Teil in Fachwerk ausgeführt werden. Bei erneuten Renovierungsarbeiten in den Jahren 1781 bis 1787 wurde die Kapelle auf Kreuzform vergrößert und mit einem Gnadenbild von Johann Peter Herrlein ausgestattet. Doch bereits wenig später, nämlich zwischen 1788 und 1797, stiftete Agnes Bauer ein neues Vesperbild: Die Mater Dolorosa (Pietà) des Bildhauers Johann Caspar Pfaff aus Obertheres steht bis heute auf dem Hochaltar der Kapelle.

Nachdem die Kapelle 1839 auf 14 Meter verlängert und nun gänzlich aus Stein erbaut worden war, nahm in der Folgezeit das Interesse der Bevölkerung stetig zu: Bis 1870 war die Kapelle zu einem festen Bestandteil des kirchlichen Gemeindelebens geworden und verschiedene Wallgänge eingerichtet. Da der kleine Bau jedoch nun dem anschwellenden Zustrom der Gläubigen nicht mehr gewachsen war, wurde dieser 1898 für einen Neubau abgebrochen und am 30. Juni 1901 als „Mariä-Schmerz-Kapelle" unter dem Patrozinium der Sieben Schmerzen Mariens eingeweiht. Zugleich wurden im Jahr 1900 eine Kastanienallee angelegt und 1902 die alten Stationshäuschen erneuert. Die letzte umfassende Renovierung wurde am 30. Juni 2001 mit einer feierlichen Wiedereinweihung abgeschlossen.

Glaube, Liebe, Hoffnung

Heute umschließt eine Weißdornhecke die romantisch im Schatten einer alten Linde stehende Kapelle. Nach einer kurzen Rast auf der Lindenbank sollte man zunächst einen kleinen Rundgang um die Kapelle unternehmen: Ein Anziehungspunkt sind hier die aus Buchs geschnittenen Symbole von Glaube, Liebe und Hoffnung. Außerdem trifft der Besucher in der Nische zwischen Langhaus und Chor unversehens auf eine kleine Lourdesgrotte mit Madonna und kniender Bernadette.

Der Innenraum der Stadtlauringer Kerlachkapelle besticht durch seine schlichte neoromanische Klarheit. Hervorhebenswert sind der Hochaltar sowie die beiden Seitenaltäre aus der Kunstschreinerei Ludwig Link (Würzburg): Der Hochaltar birgt die Mater Dolorosa von Johann Caspar Pfaff aus Obertheres aus dem Jahr 1797, an den Seitenaltären grüßen rechts Johannes der Täufer (mit Kreuzesfahne und Lamm) und links der heilige Aloysius von Matthäus Schiestl (1904). Die Seitenwände zieren sechs Relieftafeln aus bemaltem Ton, die zusammen mit der Pietà auf dem Hochaltar die Sieben Schmerzen Mariens darstellen.

Ort privater Andacht

Die Kerlach-Tradition entstammt im Wesentlichen der privaten Frömmigkeit des späten Barock: So waren Bau und Unterhalt der Kapelle über die Jahrhunderte hinweg stark von Privatinitiativen getragen. Zudem war und ist die Kapelle beliebtes Ziel für Hilfe suchende Pilger; davon erzählen auch die Wachsvotive und Votivbilder, die allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden.

Die Verbundenheit der Stadtlauringer mit ihrer Kapelle hat sich bis ins Heute fortgesetzt. Start der „Kerlach-Saison" ist in der Karwoche: Zunächst wird das Allerheiligste aus der Pfarrkirche zurück in die Kapelle gebracht; in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag wird dort der Kreuzweg gebetet. Die heimelige Kapelle in exponierter Lage ist zugleich ein bevorzugter Ort privater Andacht sowie ein beliebter Hochzeitsort. Obwohl man darüber hinaus kaum mehr von einem wirklichem Wallfahrtsgeschehen in Stadtlauringen sprechen kann, kommen auch einige Wallfahrten aus der näheren Umgebung. Der vorbeiführende Fränkische Marienweg hat die Kerlachkapelle auch über die Ortsgrenzen hinaus etwas bekannter gemcht.

Beschauliche Atmosphäre

Die Einzigartigkeit der Kapelle auf dem Kerlachberg liegt wohl in ihrer Beschaulichkeit. Viele ruhen sich einfach nur im Schatten der Linde aus und genießen den herrlichen Blick in Haßberge und Rhön hinein. Andere lädt das stille Kirchlein dazu ein, sich zu sammeln und ruhig zu werden. Im Bildtypus der Schmerzhaften Mutter begegnet Maria den Menschen zudem als Trösterin der Betrübten. Und genau dies spiegelt sich auch im Kerlacher Andachtslied wider, wo es vertrauensvoll heißt „Ich gehe, wenn ich traurig bin zur lieben Muttergottes hin. Und alle Leiden, allen Schmerz, vertrau ich ihrem Mutterherz."

Anja Legge

Kerlacher Andachtslied

Die Trösterin der Betrübten
Ich gehe, wenn ich traurig bin
zur lieben Muttergottes hin.
Und alle Leiden, allen Schmerz,
vertrau ich ihrem Mutterherz.

Der Sohn in seiner Leidensnacht
hat sie als Mutter uns vermacht.
Uns trösten ist ihr süße Pflicht,
ihr Mutterherz vergisst uns nicht.

Wie war der Mutter Herz so wund,
als sie am Fuß des Kreuzes stund.
Ihr Mutterweh aufs neu beginnt,
so oft ihr naht ein leidend' Kind.

Drum geh ich, wenn ich traurig bin
zu meiner lieben Mutter hin.
Und alle Leiden, allen Schmerz,
vertrau ich ihrem Mutterherz.