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Gegen alle Widerstände

Gleich mehrere Sagen ranken sich um die Entstehung der Maria-Schnee-Kapelle in Röllbach (Dekanat Obernburg). Das Spektrum reicht von der wunderbaren Auffindung des dortigen Gnadenbilds durch einen Hirten über ein Schneewunder mitten im August, das den Grundriss der Kapelle angezeigt haben soll, bis hin zum zwecklosen Widerstand der Herrschaft angesichts eines göttlichen Bauvorhabens.

Gegen alle Widerstände errichteten die Röllbacher also um 1500 ihre erste Wallfahrtskapelle. Weiteren Aufschwung nahm die Röllbacher Wallfahrt mit dem allgemeinen Aufblühen des Wallfahrtswesens, der Verbreitung des Maria-Schnee-Motivs und mit der in Europa wütenden Pest. Heute ist die Pest besiegt... doch dafür bewegen die Menschen andere Anliegen. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die im Mainviereck bei Klingenberg gelegene Kapelle eine wichtige Anlaufstelle für Einzelpilger und Prozessionen aus der Umgebung geblieben.

Die Kapelle ist an den Sonntagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. 

Die aktuelle Gottesdienstordnung (PG St. Wendelinus) finden Sie hier.

Pfarramt Röllbach
Deutscher Hof 9
63934 Röllbach

Telefon: 09372 / 2133
E-Mail: pfarrei.roellbach@bistum-wuerzburg.de
Internet: https://pg-wendelinus.de/

Kniebeugende Rinder und Schneefall im August

Einst trieb ein Röllbacher Hirte sein Vieh vor das Dorf hinaus, als urplötzlich – so erzählt die Sage – sämtliche Rinder an einem Wäldchen die Knie beugten. Der Hirte durchstreifte das Gebüsch und fand dort einen eichenen Wurzelstock mit einer Nische, in der sich ein hölzernes Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind befand. Als die Röllbacher daraufhin am anderen Dorfende eine Kapelle für das Bildnis erbauen wollten, waren am nächsten Morgen Steine und Balken auf wundersame Weise an den Fundort zurückgekehrt. Da sich dies auch in den darauffolgenden Nächten wiederholte, beschlossen die Röllbacher schließlich, die Kapelle am eigentlichen Fundort zu erbauen. Doch dann herrschte über Größe und Gestalt der Kapelle Uneinigkeit – bis man eines Morgens im August auch dieser Sorge enthoben wurde: Denn auf die Fundstelle war mitten im Hochsommer Schnee gefallen, der den Grundriss der Kapelle angab. Kaum hatte man begonnen, stellte sich dem Vorhaben ein neues Hindernis in den Weg, nämlich in Gestalt des kurfürstlichen Amtmanns von Stadtprozelten, der den Bau höchstpersönlich verhindern wollte. Als der Amtmann nach dem ausgesprochenen Verbot wieder von dannen reiten wollte, rührte sich sein Pferd aber nicht vom Fleck. Der Amtmann gab dem Pferd die Sporen, es bäumte sich auf und die vier Hufeisen blieben am Boden haften. Schließlich wurde die Kapelle so gebaut, wie sie durch den Schnee vorgezeichnet war.

Maria-Schnee-Kult und Pest-Zuflucht

Der alte Sagenschatz vereint verschiedene populäre Motive in sich und enthält dabei doch so manchen wahren Kern: So stand das Gnadenbild aus dem 15. Jahrhundert wohl anfangs in einem Bildstock aus Eichenholz im freien Feld; der Bildstock wurde zwischen 1484 und 1521 in eine spätgotische Kapelle integriert. 

Das Maria-Schnee-Motiv kam vermutlich durch den Aschaffenburger Stiftskanoniker Heinrich Reitzmann nach Röllbach. Dieser war 1494 nach Rom gereist und hatte dort auch die Kirche Santa Maria Maggiore besucht, die nach einem nächtlichen Schneefall im August des Jahres 352 erbaut worden sein soll. So soll in der Nacht auf den 5. August Maria einem römischen Patrizier-Ehepaar erschienen sein und versprochen haben, dass sein Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung ginge, wenn ihr zu Ehren eine Kirche an der Stelle errichtet werde, wo am nächsten Morgen Schnee liege. Tatsächlich soll am Morgen des 5. August der Esquilin-Hügel weiß von Schnee gewesen sein, woraufhin das Ehepaar im Jahr 352 unter Papst Liberius an besagter Stelle eine Kirche stiftete. Als eine der ersten Marienkirchen wurde Santa Maria Maggiore unter Papst Sixtus III am 5. August 432 geweiht und das Maria-Schnee-Motiv fand in ganz Europa Verbreitung.

Auch Heinrich Reitzmann propagierte den Maria-Schnee-Kult nach seiner Rückkehr aus Rom in seiner fränkischen Heimat. Berühmtestes Zeugnis dieser Zeit ist das Schneewunder-Gemälde (Stuppacher Madonna), das Reitzmann um 1515 bei Matthias Grünewald für die Aschaffenburger Stiftskirche bestellte.

In dieser Zeit wurde die Röllbacher Kapelle durch einen querschiffartigen Anbau im Westen erweitert und der Ort zu einer wichtigen Anlaufstelle für die umliegenden Gemeinden. Beim Schwedeneinfall 1631 fiel die Kapelle in Schutt und Asche. Dennoch entwickelte sich die Kapelle noch während des Dreißigjährigen Krieges zu einem Zentrum von Pestprozessionen; neben der Gottesmutter wurde auch der hl. Rochus um Hilfe angefleht. An diese Tradition erinnern nicht nur eine Figur des Pestheiligen Rochus über dem linken Seitenaltar sondern auch das Rochusfest, das die Röllbacher bis heute am 16. August feiern, sowie eine Strophe im Röllbacher Kapellenlied. Die Erweiterung der Kapelle um das heutige Langhaus im Jahr 1680 belegt das starke Aufblühen des Wallfahrtswesens im 17. und 18. Jahrhundert.

Eindringlich und liebevoll

Die Innenausstattung des stimmig wirkenden Raums stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Chorraum, der baulichen Keimzelle des Gotteshauses, steht der Hochaltar mit einem Gemälde der Himmelfahrt Mariens, das von einer Darstellung der Dreifaltigkeit bekrönt wird.

Der Tabernakelaufsatz mit dem reich vergoldeten Rokoko-Muschelwerk birgt das Gnadenbild, eine eindringliche aber liebevoll dreinblickende Mutter mit Kind aus dem 15. Jahrhundert. Die geringe Höhe sowie die charakteristische Form der Halbfigur sind auf den ursprünglichen Standort in einem Bildstock zurückzuführen. Eine Zeitlang wurde sogar ein alter Wurzelstock gezeigt, der das Bildnis beherbergt haben soll. Da jedoch immer wieder Holzsplitter abgeschnitzt wurden, verschloss man den Stock unter dem Hochaltar, so dass er dennoch noch immer eng mit dem Marienbild verbunden ist.

Der übrige Kirchenraum beherbergt eine Vielzahl von Heiligendarstellungen, die so einen Einblick in das Heiligenuniversum vergangener Jahrhunderte gewähren; darüber hinaus belegen die unmittelbaren Arbeiten einmal mehr, wie die Figuren über charakteristische Attribute auch von Laien eindeutig identifiziert werden konnten: So zeigt das Altarblatt des linken Seitenaltars den hl. Johannes Nepomuk, der von einer Brücke aus in den Himmel geleitet wird. Der Märtyrer des Beichtgeheimnisses, der in der Moldau ertränkt wurde, findet sich übrigens auch an einer der Langhauswände als Einzelfigur wieder. Im Altaraufsatz des linken Seitenaltars steht der hl. Antonius von Padua (mit dem Jesuskind), ein bis heute beliebter Volksheiliger. Der rechte Seitenaltar kombiniert die heilige Familie mit der Dreifaltigkeit Gottes. Über dem Altarblatt erinnert eine Figur des hl. Rochus an die einstige Bedeutung des Pestheiligen. Hinzu kommen Darstellungen der römischen heiligen Philomena (mit Anker und Pfeilen), der hl. Theresia (mit Kreuz und Rosen) und des Tierpatrons Wendelin (mit Schaf und Ziege) sowie der vier Evangelisten (mit ihren jeweiligen Attributen) an den Kanzelwänden.

Den Glauben in die Zukunft tragen

Trotz starken Rückgangs im 20. Jahrhundert ist die Röllbacher Wallfahrt noch immer lebendig. Pilgergruppen kommen aus Erlenbach, Elsenfeld, Trennfurt, Röllfeld, Klingenberg, Großheubach und Schmachtenberg. Im Juni machen auch die Walldürn-Wallfahrer aus Aschaffenburg-Schweinheim in Röllbach Station. Feste im Röllbacher Kapellenjahr sind die Aufnahme der Kommunionkinder in die Mariengemeinschaft, der 1. Mai, das Gelobte Hagelamt Mitte Mai, Mariä Himmelfahrt und das Rochusamt im August, Mariä Geburt am 8. September und das Gelobte Wendelinusamt im Oktober.

Anja Legge