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Herrlicher Blick über das Maintal

Von jeher pilgern die Menschen auf den Engelberg, eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten im Westen der Diözese Würzburg. Viele Wallfahrergruppen und Einzelpilger erklimmen jährlich die 612 steinernen Stufen, die so genannten „Engelsstaffeln" und genießen den herrlichen Blick auf das Maintal. Erste Anlaufstelle aller Pliger ist das gütig lächelnde Gnadenbild „Maria von der Freude". Nach der seelischen Labung lockt dann aber auch die Klostergaststätte mit Kreuzbergbier, Gewürzbrot und Klosterkäse.

Die exponiert auf dem südwestlichsten Ausläufer des Spessarts bei Großheubach gelegene Klosteranlage blickt auf eine jahrhundertealte Wallfahrtstradition zurück. Die Entstehung des Ortes reicht vermutlich bis in die Zeit um 1300 zurück, der erste urkundliche Wallfahrtsbeleg stammt aus dem Jahr 1406. Nachdem sich bis 1803 die Kapuziner um das seelische Wohl der Pilgerscharen gekümmert hatten, kamen 1828 Franziskaner auf den Engelberg. Ende Juli 2024 hat die Deutsche Franziskanerprovinz die Ordensniederlassung auf dem Engelberg aufgehoiben ;am 1. November 2024 haben die Oblaten des heiligen Josef die Wallfahrtsseelsorge übernommen.

Die Kirche ist täglich von 7 bis 19 Uhr geöffnet.

Die aktuelle Gottesdienstordnung der PG Am Engelberg finden Sie hier.

Franziskanerkloster Engelberg
Kloster Engelberg 1
63920 Grossheubach

Internet: www.kloster-engelberg.de

Franziskaner Klosterbetriebe GmbH
Telefon Klosterschänke und Klosterladen: 09371 / 9143914
E-Mail: engelberg.klosterschaenke@franziskaner.de

Wallfahrtsort von alters her

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit hat es wohl auf dem Rulesberg, einer Erhebung oberhalb des Mains bei Großheubach, eine heidnische Kultstätte (Wotanheiligtum) gegeben; davon zeugen bis heute der Flurname „Rulesberg" sowie ein „Hünenstein", ein gewaltiger Felsblock mit einer schüsselartigen Vertiefung.

Wie viele andere heidnische Stätten wurde auch der Engelberg im Laufe der Jahrhunderte zu einem christlichen Gebetsort umgedeutet: So soll um 1300 auf dem Rulesberg eine einfache Holzkapelle mit einer Marienstatue errichtet worden sein, in der die Menschen Maria als „Königin der Engel" verehrten. Als später anstelle der Holzkapelle eine Steinkirche errichtet werden sollte, haben der Legende nach Engel den Bauplatz der Kirche bestimmt. Auch der Name „Engelsstaffeln" für die 612 auf den Berg führenden Stufen sind wohl der Bezeichnung Mariens als „Königin der Engel" geschuldet. Aus dem heidnischen Bergheiligtum wurde so ein christliches, aus dem Rulesberg der Engelberg.

Erstmals geschichtlich fassbar wird das Heiligtum auf dem Engelberg im Jahre 1406, als der päpstliche Legat Kardinal Julianus, Bischof von Ostia, dem Ort einen Ablass verlieh. Bezeichnet wird der Gnadenort in diesem Dokument als „Kapelle in Monte Angelorum, genannt auf dem Engelberg". Es folgten Altarweihen zu Ehren verschiedener Heiliger in den Jahren 1459 und 1487, und auch der Pilgerstrom auf den Engelberg nahm zu. 1469 erwähnte der zuständige Pfarrer von Großheubach, dass „große Volksmengen" auf den Berg kommen. Aus der einfachen Holzkapelle wurde bald eine steinerne Kapelle, die immer wieder vergrößert wurde. In den Jahren 1697 bis 1701 wurden dem mittlerweile zur Kirche gewordenen Bau eine Antoniuskapelle und eine Marienkapelle hinzugefügt, in der das Gnadenbild der freudenreichen Muttergottes seinen Platz gefunden hat. 1845 wurde eine Familiengruft für die Fürsten zu Löwenstein angebaut. Mit der letzten Vergrößerung im Jahre 1899 erhielt die Kirche schließlich ihre heutige Gestalt; dabei entstand auch die heute als Beichtkapelle genutzte Votivkapelle.

Die Verehrung des hl. Erzengel Michael auf dem Engelberg, begann übrigens wohl nicht – wie lange irrtümlich angenommen – in der Frühzeit der Wallfahrt um 1300, sondern setzte wohl erst im 17. Jahrhundert ein und hat mit der Verehrung Michaels als „Patron der Gegenreformation" zu tun.

Wechsel in der Seelsorge

Als die Zahl der Wallfahrer immer größer wurde, wandte sich der zuständige Pfarrer von Großheubach 1629 an den Mainzer Erzbischof Kurfürst Anselm Kasimir von Wambold. Dieser berief die Kapuziner auf den Engelberg und erbaute ihnen zwischen 1631 und 1639 ein Kloster. Im Gefolge der Säkularisation mussten die Kapuziner zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das nahe Aschaffenburg übersiedeln; das Kloster wurde 1803 aufgehoben, Wallfahrten verboten. 1828 bezogen dann auf Anordnung von König Ludwig I. Franziskaner (Observanten) das exponiert liegende Kloster auf dem Engelberg.

Ende Juli 2024 hat die Deutsche Franziskanerprovinz die Ordensniederlassung auf dem Engelberg aufgehoiben; am 1. November 2024 haben die Oblaten des heiligen Josef die Wallfahrtsseelsorge übernommen.

Über die Himmelsstiege auf den Engelberg

Es gibt mehrere Wege auf den Engelberg. Der schönste führt von Großheubach aus über 612 steinerne Stufen, die so genannten „Engelsstaffeln". Sie sind Teil einer 1637 angelegten „Himmelsstiege", die von sechs barocken Kapellen mit Szenen aus dem Leiden Jesu und 14 Kreuzwegstationen (1866) gesäumt wird.

Bis 1701 war die sechste und letzte Kapelle Bestandteil der Wallfahrtskirche. Mit dem Neubau der Marienkapelle um 1700 wurde die spätgotische Gnadenkapelle abgebrochen, als dreizehnte Station der Engelsstaffeln aufgestellt und um 1900 unterhalb der neuen Kirchenterrasse eingebaut. Die 14. Station, die Kreuzabnahme, befindet sich rechts neben dem Klosterfriedhof.

Eine am Engelberg weit verbreitete Tradition war das Staffelbeten, eine Form der Privatandacht, die aus dem Abbeten je eines „Vaterunser", „Gegrüßet seist Du Maria" und „Ehre sei dem Vater" pro erstiegener Stufe besteht. Bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts konnte man laut Wolfgang Brückner und Wolfgang Schneider überdies häufig Beter antreffen, die die Staffeln auf Knien nach oben rutschten. „Mädchen beteten auf diese Weise um einen guten Ehemann", fügen die Autoren schmunzelnd hinzu.

Derartige Opfer werden dem Pilger heutzutage zwar nicht mehr abverlangt – dennoch ist der Aufstieg über die 612 Stufen auch heute noch zuweilen beschwerlich. Für alle körperlichen Strapazen ent-lohnt wird der Besucher aber schließlich durch den atemberaubenden Blick über Maintal, Spessart und Odenwald, der sich vom Vorplatz der Wallfahrtskirche aus bietet.

Entspannen kann der Pilger auch im 1998 direkt neben der Kirche angelegten Franziskusgarten. Der Meditationsgarten mit Kerzenkapelle, einem gestalteten Franziskusbrunnen und Tafeln mit dem Sonnengesang des heiligen Franziskus lädt zu jeder Jahreszeit zum Verweilen ein.

Maria von der Freude

Das Herzstück der Engelberger Kloster- und Wallfahrtskirche befindet sich seit 1701 in der Marienkapelle rechts vom Eingang: Das Gnadenbild „Maria von der Freude", eine etwa 75 Zentimeter große, gefasste Holzfigur stammt aus dem 14. Jahrhundert. Bis 1936 war sie – wie früher üblich – mit Mantel und Schleier bekleidet. Die Gottesmutter hält in der Rechten das Zepter, während sie auf der Linken ein erwachsen wirkendes Jesuskind präsentiert. Auffallend ist – bei aller Statik in der Darstellung – das gütig lächelnde Antlitz Mariens. Über dem Gnadenaltar zeigen vier Deckengemälde Maria als Heil der Kranken, Trösterin der Betrübten, Zuflucht der Sünder und Helferin der Christen.

„Konkurrenz" bekommt das wundertätige Engelberger Gnadenbild vom hl. Antonius von Padua, der ebenfalls auf dem Engelberg verehrt wird. Durch die Bemühungen der Kapuziner und den Bau der Antoniuskapelle im Jahr 1797 suchten unzählige Gläubige das Bildnis des beliebten Volksheiligen auf dem Engelberg auf. Laut Brückner / Schneider wurden ihm „in den Mirakelaufzeichnungen des 18. Jahrhunderts mehr Gebetserhörungen zugeschrieben als Maria".

Bemerkenswert sind darüber hinaus die Deckengemälde aus dem Jahr 1905, die das hilfreiche Wirken von Engeln zum Thema haben. Unter den dargestellten Szenen sind der Fall Luzifers, die Vertreibung aus dem Paradies und die Verkündigung Mariens. Auch der Hochaltar stammt vom Beginn des 20. Jahrhunderts: in der Mitte der heilige Michael, der die Seelen Verstorbener zum Himmel führt; links der heilige Sebastian als Patron gegen Pest und Seuchen und rechts der heilige Wendelin als Patron des Landvolks. Beachtenswert ist auch der linke Seitenaltar, der die enge Verbindung des heiligen Franziskus zum gekreuzigten Heiland thematisiert.

Von der Antoniuskapelle aus gelangt der Besucher in die Löwenstein-Gruft, wo Mitglieder der Fürstlichen Familie von Schloss Kleinheubach ihre letzte Ruhe gefunden haben. Bis 1967 war die Gruft auch Ruhestätte des portugiesischen Exkönigs Don Miguel I. von Braganza, der heute in Lissabon bestattet ist.

Wallfahrt zum Kloster Engelberg

Station für Walldürn-Wallfahrer

Noch immer kommen regelmäßig einige Wallfahrergruppen auf den Engelberg. Neben Gemeinschaftswallfahrten aus der Umgebung und Pfarrwallfahrten aus ganz Deutschland machen auch die großen Walldürn-Wallfahrten hier Station. Die bekannteste unter ihnen ist die Kölner Fußwallfahrt, bei seit 1648 besteht und von Köln-Porz nach Walldürn führt. Die Hauptwallfahrtszeit auf den Engelberg liegt in den Monaten Mai bis Oktober; doch auch in den Wintermonaten finden viele Einzelpilger den Weg hinauf.

Klosterbier und Gewürzbrot

Auch das leibliche Wohl kommt auf dem Engelberg nicht zu kurz. Schon in früheren Jahrhunderten wurden den Wallfahrern durch die Klosterpforte Brot und Bier gereicht. 1916 wurde dann eine Pilgerstube eingerichtet. Die heutige Klosterschänke bietet rund 350 Personen Platz. Darüber hinaus stehen neuerdings 140 Plätze im Biergarten zur Verfügung. Zum Kreuzberg-Bier gibt es den herzhaften Emmentaler Klosterkäse, Hausmacher Wurst, Schinken und das Engelberger Gewürzbrot. Kenner schätzen auch die Weine aus dem „Engelberger Klostergarten" – mit einem dreiviertel Hektar die zweitkleinste offizielle Weinlage Frankens.

Anja Legge