Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Im romantischen Saaletal

Mit ganz besonderen Reizen lockt das romantisch an der unteren Saale bei Gemünden gelegene Kloster Schönau. Denn was die letzte Äbtissin des einstigen Zisterzienserinnen-Klosters, Veronika Geyer von Giebelstadt, 1564 als „Wildnis und Einöde" bezeichnete, ist für den gehetzten Städter von heute die pure Erholung.

Seit über 300 Jahren erfüllen Franziskaner-Minoriten das entlegene Kloster mit Leben. Eine wirkliche Wallfahrtstradition konnte sich indes hier nicht entwickeln, vielmehr ist der stille Ort ein Geheimtipp unter den Wallfahrtsorten des Bistums.. Als kleine geistliche Gemeinschaft wollen die Söhne des Hl. FRanziskus den Menschen bei Lebens- und Glaubensfragen zur Seite zu stehen. Kunsthistorisch interessant sind die Stuckazsbauten von Bruder Kilian Stauffer und die Gemälde des Thüngersheimer Malers Georg Sebastian Urlaub.

Die Klosterkirche ist täglich von ca. 7.30 Uhr bis ca. 18 Uhr geöffnet.

Die aktuelle Gottesdienstordnung: finden Sie hier.

Franziskaner-Minoritenkloster Schönau
Schönau 28
97737 Gemünden am Main

Telefon: 09351 / 60 53 82 – 0
E-Mail: schoenau@franziskaner-minoriten.de
Internet: www.kloster-schoenau.de

Wechselvolle Geschichte

Als Zisterzienserinnenkloster wurde Kloster Schönau 1189 durch Philipp von Thüngen und Bischof Gottfried von Pisemberg gegründet. Um 1250 entstand zunächst das Langhaus der Kirche; in den Jahren 1270 bis 1280 folgte der Chorraum mit dem heutigen Mönchschor.

Bis heute lässt der flachgedeckte romanisch-frühgotische Kirchenbau das Zisterzienserinnen-Schema klar erkennen. Schon vor Entstehung der Kirche soll es ein Vesperbild in Schönau gegeben haben: So ist alten Urkunden zufolge für das Jahr 1221 die Stiftung eines Altares zu Ehren der Schmerzhaften Gottesmutter belegt. Dennoch ist diese Pietà, die seit dem Untergang des Zisterzienserinnen-Klosters verschwunden ist, laut Wolfgang Brückner und Wolfgang Schneider kein Indiz für eine Wallfahrtstradition: Vielmehr war es – so die Autoren weiter – „in Frauenklöstern des Mittelalters üblich, sich in das Leid Mariens bei der Passion ihres Sohnes durch Vesperbilder zu vertiefen".

Plünderungen und Verwüstungen im Bauernkrieg (1525) und im Markgräflerkrieg (1553/54) führten zum Niedergang des Zisterzienserinnen-Klosters im Jahr 1564. Die Besitzungen fielen an das Hochstift Würzburg, die Kirche mit Ausnahme des Chores wurde landwirtschaftlich genutzt.

135 Jahre blieb der Ort verwaist, bis 1699 neues Leben in Schönau einzog. Den Anstoß lieferte der Minoritenbruder Kilian Stauffer, ein begabter Stuckmarmorierer, Kunstschreiner und Altarbauer. Nachdem er im Auftrag und zur vollsten Zufriedenheit von Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg in Fährbrück drei Altäre und die Kanzel in rötlichem Stuckmarmor angefertigt hatte, erhielt er zum Dank für seine Arbeiten im Gütertausch das verfallene Kloster Schönau. Gemeinsam mit zwei Würzburger Franziskaner-Minoriten bezog er am 11. April 1699 die ruinöse Klosteranlage und baute die bestehende Kirche in barocker Manier um. Die Weihe des wiedererstandenen Kirchenbaus wurde am 27. Juli 1710 vollzogen.

Zu einem gewissen Magnet wurden zu jener Zeit die Reliquien der beiden römischen Märtyrer Victor und Antonin, die um 300 ihr Martyrium erlitten hatten und 1676 in Rom erhoben worden waren. Minoritenprovinzial Pater Franz Hammer bemühte sich im Rahmen der Neubelebung Schönaus erfolgreich um die Reliquien der beiden Soldatenmärtyrer: Am 27. Juli 1704 wurden die Gebeine feierlich nach Schönau überführt und an den beiden Seitenaltären beigesetzt. In der Klosterchronik sind für die Jahre 1710 bis 1719 sieben Heilungen auf Fürsprache der Märtyrer dokumentiert. Gemeinsam mit den Märtyrergebeinen kam 1704 auch eine Barock-Pietà nach Schönau, die ihren Platz zunächst in der Mitte der Kirche fand. Seit 1710 steht das Vesperbild in einem eigens vom Pfarrer von Wolfsmünster gestifteten Altar unter der Orgelempore.

Ein düsteres Kapitel in der Geschichte Schönaus war die Plünderung des Klosters im Jahre 1796 durch die Franzosen; die Reliquien der Märtyrer Victor und Antonin wurden ihrer kostbaren Edelsteine beraubt und erlitten so gewissermaßen ein zweites Martyrium. Erst 1843 konnten die Reliquien wieder neu gefasst werden und sind seitdem halb liegend in römischen Soldatenuniformen mit Märtyrerpalme und Blutampulle zu sehen.

In der Säkularisation wurde Schönau wegen seines geringen Wertes zum „Aussterbekloster" deklariert; die Mönche durften bleiben, wurden aber immer weniger. Im Jahr 1843 lebte schließlich nur noch ein einziger Pater, Pater Totnan Schech, der sich aber umso energischer bei König Ludwig I. für ein Wiederaufleben einsetzte.

Nach den Jahren des Neubeginns entwickelten sich Kloster und Provinz so gut, dass sie zur Wiege der amerikanischen Provinzen wurden: 1852 reisten vier deutsche Minoriten, darunter zwei Schönauer, als Seelsorger für deutsche Auswanderer in die USA und gründeten dort 1872 die Provinz Maria Immaculata.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Kloster am 5. April 1945 bombardiert und schwer beschädigt. Wie durch ein Wunder gab es trotz der zahlreichen Flüchtlinge, die sich im Kloster aufhielten, keine Verletzten.

Üppige Barockausstattung

Das Schönauer Gnadenbild ist – verglichen mit anderen Wallfahrtsorten – wenig traditionsreich. Und doch ist die 1704 angeschaffte Barock-Pietà für viele Gläubige wichtige Anlaufstelle und steter Helfer in der Not, denn sie zeigt „das Bild für das Leid der Menschen schlechthin". Grausame Aktualität gewann das Bildnis gerade im 20. Jahrhundert – ein Jahrhundert, das für Franziskaner-Pater Lukas Schwartz „so viele Mütter mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß gesehen hat, wie kaum ein anderes".

Obwohl die schlichte frühgotische Architektur noch an die Zisterzienserinnen erinnert, fasziniert heute vor allem die barocke Um- und Ausgestaltung des Innenraumes durch den Stukkateur Bruder Kilian Stauffer und die überbordende Ausstattung mit Bildern des Thüngersheimer Malers Georg Sebastian Urlaub zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Beherrscht wird der Kirchenraum durch die drei mächtigen Barockaltäre und die Kanzel, die Kilian Stauffer aus rötlichem Stuckmarmor und viel Gold geschaffen hat. Bei einem weiteren Rundblick durch den Kirchenraum fällt die üppige Bilderfülle in durchkomponierter Abfolge auf. Die meisten der großformatigen Gemälde stammen von Georg Sebastian Urlaub.

Das Hochaltarbild entstand 1706 – Urlaub war damals 21 Jahre jung – und hat die Unbefleckte Empfängnis Mariens zum Thema. Die in einen blauen Himmelsmantel gehüllte Maria blickt gen Himmel und zertritt dabei mit ihren Füßen den Kopf einer Schlange; umgeben ist die Darstellung von Engeln und Engelsköpfen sowie zahlreichen biblischen Bildmotiven. Bei aller strahlenden Schönheit führe die Immaculata aber vor allem den Blick hinauf zu Gottvater, Sohn und Heiligem Geist, die von oben das gesamte Geschehen betrachten und lenken. „Denn Christus ist das Zentrum unseres Lebens, auf ihn gehen wir zu", erläutert Pater Günter Thomys.

Die 13 großen Wandgemälde, die zum Teil auch von anderen Meistern stammen, stellen Szenen aus dem Leben Jesu dar, darunter die Anbetung der Hl. Drei Könige, die Darstellung Jesu im Tempel, das letzte Abendmahl, die Auferstehung sowie die Begegnungen des Auferstandenen mit Maria Magdalena.

In die „gute Stube" der Kloster- und Wallfahrtskirche, den hinter dem Hochaltar gelegenen Mönchschor, gelangt der Besucher nur im Rahmen von Führungen: Auch hier ist die Altarwand üppig in Rubens-Manier gestaltet: In einem wimmelnden Universum der Heiligen begegnen wichtige Glaubenszeugen, Kirchenväter, Ordensstifter und Heilige. Sie alle lenken den Blick hinauf zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Außerdem findet sich hier eine in ihrer Schlichtheit bewegende Figurengruppe – Hl. Maria mit dem Kind, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer – aus der Riemenschneiderwerkstatt.

Tiefe Verbundenheit

Eine reiche Wallfahrtstradition wie an anderen Gnadenorten des Bistums sucht man in Schönau vergebens. Schon zur Gründungszeit stand der klösterliche Aspekt im Mittelpunkt. Im Barock überwog zudem die Verehrung der Heiligen Leiber der Märtyrer Victor und Antonin. Ein wichtiger, wenn auch eher kurzlebiger Beitrag zur Belebung einer marianischen Wallfahrt in Schönau war die Gründung der „Bruderschaft zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes" im Jahr 1859. Die Bruderschaft beging wieder regelmäßig die sechs großen Wallfahrtstage: Das Antonius-Fest (13. Juni), den Portiunkulatag (2.August), das Fest des Hl. Franziskus (4. Oktober), die Gedenktage der Sieben Schmerzen Mariens (Freitag vor Palmsonntag und 15. September) und das Fest der Märtyrer Victor und Antonin (18. Juli). Als siebter Wallfahrtstag kam später das Fest der hl. Elisabeth dazu. Doch die Bruderschaft bestand nur 100 Jahre: Die letzte Aufnahme erfolgte 1959, seitdem ruhen die Aktivitäten.

Schönau lebt von der tiefen Verbundenheit der Menschen mit ihrer Klosterkirche. Neben traditionellen Bittgängen und Sternwallfahrten aus den umliegenden Gemeinden sind es vor allem Einzelpilger, die den Ort aufsuchen. Für kleinere Gruppen gibt es einen Begegnungs- und Versammlungsraum im Pilgerheim.

Die in Schönau lebenden Franziskaner-Minoriten wollen den Menschen mit ihrer franziskanischen Ordensspiritualität bei Lebens- und Glaubensfragen zur Seite stehen. In der Kloster- und Wallfahrtskirche feiern die Minoriten Eucharistie und bieten Einzelgespräche und geistliche Begleitung an. Durch Tagesseminare, Besinnungstage, Kirchenführungen und Pilgerreisen versuchen sie konkret mit den Menschen in Kontakt zu kommen. In Gottesdiensten mit Wallfahrtsgruppen wird die spirituelle Tradition von Schönau fortgesetzt. Auch für Hochzeiten, Taufen sowie geistliche Konzerte ist die Klosterkirche ein beliebter Ort. Im Zusammenwirken mit dem „Förderkreis Kloster und Wallfahrtskirche Schönau e. V.“ lädt die Gemeinschaft außerdem zu franziskanischen Vortragsreihen ein und will so dazu beitragen, „dass Kloster und Wallfahrtskirche als geistliches und kulturelles Zentrum in unserer Region erhalten bleiben“. 

Darüber hinaus arbeiten die Patres in verschiedenen Bereichen der umliegenden Pfarreiengemeinschaften und Gemeinden mit.

Eine ganz besondere franziskansche Tradition hat Bruder Tobias Matheis mit nach Schönau gebracht. Der Franziskaner-Minorit, der die kleinste Klosterbrauerei Deutschlands betreibt, lädt zu Abendvorträgen und Tageswanderungen und weiß dabei Spirituelles und Genüssliches wohldosiert zu mischen. Bei den individuell buchbaren Vorträge für Gruppen (auf Anfrage) können die Besucher viel Wissenwertes über Bier, seine Entstehung, Vielfalt und die Geschichte der Klosterbrauerei erfahren.

Anja Legge