„Wo murmelnd zieht ein Bächlein durchs Tal sein silbern Band, da liegt eine alte Kirche am grünen Wiesenrand.
Andächt'ge Beter wallen schon lange zu ihr hin, sie singen und flehen und bitten die Himmelskönigin:
Maria du im Grünen Tal! O du Maria, hilf!"
Diese Zeilen von Dr. Karl Sauer aus einem beliebten Wallfahrtslied besingen treffend die romantisch zwischen Wald und Wiesen eingebettete Wallfahrtskirche ,,Maria im Grünen Tal" bei Retzbach. Die Legende bringt die Gründung der Wallfahrtskirche mit der Gemahlin des Ritters Bodo von Ravensburg in Zusammenhang, der an der Ermordung des Würzburger Bischofs Konrad von Querfurt im Jahre 1202 beteiligt war. Sicher ist indes, dass es bereits um 1200 einen ersten romanischen Bau an besagter Stelle gegeben haben muss. Die Wallfahrtstradition lässt sich alten Wallfahrtsbüchern bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Damit ist der knapp 20 Kilometer mainabwärts von Würzburg gelegene Ort der älteste noch bestehende Wallfahrtsort der Diözese.
Der älteste Teil der Wallfahrtskirche stammt aus dem 14. Jahrhundert: Der heute als Chorraum dienende Bau stellte wohl einst den gesamten Kapellenbau dar. 1622 fügte man ein Langhaus hinzu. Zu markanten baulichen Veränderungen kam es in den Jahren 1968/1969: Nachdem das alte Langhaus in einer Gewitternacht eingestürzt war, baute man es in doppelter Größe wieder auf und legte so den Grundstein für ein Wiederaufleben der Retzbacher Wallfahrt, die heute zu den lebendigsten im Bistum gehört. Obwohl alljährlich rund 130 Wallfahrer-Gruppen, darunter 30 Fußgruppen, ins grüne Tal finden, ist Retzbach ein angenehm stiller Wallfahrtsort geblieben, der zahllose Einzelpilger, Wanderer und „Stammpilger" anzieht.