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Kraftquell im Spessart

Als „intimen Wallfahrtsort" bezeichnen Kenner die romantisch inmitten weiter Spessartwälder liegende Wallfahrtskirche „Mariä Geburt" in Rengersbrunn gerne. Heimelig ist das kleine Kirchlein im Fellener Tal allemal – denn sobald der Besucher die an den Hang geschmiegte Kirche betritt, stellt sich ein wohliges Gefühl des Angekommen- und Aufgehoben-Seins ein.

Der Legende nach geht die Wallfahrt nach Rengersbrunn bis in das Jahr 1460 zurück, historisch belegbar ist dies natürlich nicht: Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen beginnen erst 200 Jahre später. Der heutige Kirchenbau wurde im Jahre 1777 errichtet und zeugt von der – zumindest lokalen – Bedeutung der Wallfahrt.

Noch immer kommen einige Gruppen und viele Einzelpilger, Wanderer und Radfahrer in das kleine Spessartdorf. Neben dem Gnadenbild ist auch der Marienbrunnen im Außenbereich einen längeren Blick wert – enthält er doch das seltene Motiv der Maria lactans (stillende Maria).

Die Kirche ist tagsüber geöffnet.

Die aktuelle Gottesdienstordnung (Pastoraler Raum Gemünden am Main) finden Sie hier.

Zentrales Verwaltungsbüro
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Prominenter Entdecker

Auf einen prominenten „Entdecker" geht Rengersbrunn der Legende nach zurück: So soll sich einst Kaiser Friedrich Barbarossa bei der Jagd in den Spessartwäldern um das heutige Rengersbrunn verirrt haben und schließlich mit seinem Gefolge halb verdurstet zu einer Quelle gelangt sein, die verborgen in einem Seitentälchen des Sinngrundes lag. Barbarossa erquickte sich am Quellwasser und da ihm dieser Ort so gut gefiel, rastete er künftig bei seinen Spessartjagden von Gelnhausen aus immer wieder an jenem Brunnen. Seit dieser Zeit nannte man diesen Quell „Regisborn" („Königsbrunnen"), woraus schließlich Rengersbrunn wurde. Historisch wahrscheinlicher ist es, dass die Grafen von Rieneck, in deren Besitz sich die Ansiedlung lange Befand, auch für die Namensgebung maßgeblich sind: So wurde vermutlich aus Rieneckersbrunn schließlich Rengersbrunn.

Die Wallfahrt nach Rengersbrunn nahm ihren Anfang jedoch sehr viel später: Einer alten Legende nach soll ein Schäfer um 1460 in einem Haselnussstrauch am Königsbrunnen ein Marienbildnis gefunden haben. Das Bildnis wurde mit einem Fuhrwerk nach Burgsinn gebracht, von wo es jedoch immer wieder zur Fundstelle zurückkehrte. Die Bevölkerung errichtete daraufhin einen schlichten Bretterbau für das wundersame Gnadenbild, das bald zum Ziel von Gläubigen aus den umliegenden Dörfern wurde.

Ein Auslöser für den verstärkten Zulauf dürfte die Herrschaftsübernahme durch den Mainzer Erzbischof gewesen sein. Nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck im Jahre 1559, die zuletzt protestantisch waren, versuchte der Mainzer den katholischen Glauben wieder neu zu festigen: Dazu gehörte auch der Ausbau marianischer Gnadenorte. Erste schriftliche Aufzeichnungen datieren aus einem Rienecker Pfarrbuch aus der Zeit um 1650, wo von zahlreichen Wallfahrten, unter anderem aus Wiesen, Orb, Frammersbach, Lohr, Burgsinn und Rieneck die Rede ist. Wichtige Rengersbrunner Feste für den Spessart, insbesondere das Sinn- und Saaletal, waren Ostermontag, Pfingstmontag sowie die Marienfeste Mariä Verkündigung, Heimsuchung und Geburt.

Bald wurde der Bau einer größeren Kirche notwendig, die 1659 durch Weihbischof Melchior Söllner geweiht. Dieselbe Kirche musste jedoch bereits im Frühjahr 1777 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werde. Noch im gleichen Jahr begann der Neubau der heutigen Kirche im Auftrag der Grafen von Schönborn und nach Plänen des Würzburger Bauamtmanns Johann Philipp Geigel. Sieben Jahre zuvor (1770) hatte eine Ablass-Verleihung durch Papst Clemens XIV weiteren Zulauf beschert.

Die alten Wallfahrtstage wurden auch im 19. Jahrhundert weiter gepflegt, so dass die Rengersbrunner Wallfahrtstradition nie wirklich zum erliegen kam. Zu einem weiteren Aufschwung kam es ab 1954 mit dem Bau eines Priesterhauses und dem Einzug eines Geistlichen vor Ort: Es kam zu einer sprunghaften Zunahme der Besuchergruppen aus den Diözesen Würzburg, Bamberg, Fulda und Limburg; 1969 kamen jährlich stolze 160 Wallfahrten.

Stillende Maria

Die schlichte Außenfassade der Rengersbrunner Wallfahrtskirche fügt sich harmonisch in das dörfliche Umfeld ein. Ein Anziehungspunkt im Außenbereich ist der Marienbrunnen vor dem Hauptportal mit dem Wappen des Johann Philipp I. von Schönborn, Kurfürst-Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Würzburg, einem Wohltäter des Wallfahrtsortes. Der Quell, der auch Barbarossa- oder Königsbrunnen genannt wird, zeigt eine Halbfigur Mariens mit dem Jesusknaben und wurde später zu einem Maria-lactans-Brunnen (stillende Maria) umgearbeitet, bei dem das Wasser aus den Brüsten Mariens in eine barocke Muschelschale sprudelt. Mit der so ins Bild gesetzten Milchspendung soll der aus dem Brunnen Trinkende als Kind Mariens angenommen und gesegnet werden. Das kalte, klare Wasser, auch Liebfrauenmilch genannt, gilt bei Wallfahrern bis heute als heilkräftig.

Der Innenraum der Rengersbrunner Wallfahrtskirche wurde 2005 saniert. Dabei wurde eine reichhaltige barocke Deckenausmalung entdeckt und der gesamte Innenraum durch Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen liturgisch neu gestaltet. Die bestehenden Ausstattung im Stil des Rokoko und Frühklassizismus wurde behutsam eingebettet - so etwa die Kreuzigungsgruppe mit einem Kruzifix aus dem späten 17. Jahrhundert sowie Assistenzfiguren aus der Zeit des Kirchenbaus.

Der heilige Josef am rechten Seitenaltar ist einem Ölberg-Gemälde von Oswald Onghers gewichen. Der Patron der Arbeiter überblickt die Kirche nun von der Empore aus. Beachtenswert ist auch die klassizistische Kanzel von 1790 mit Figuren von Johann Peter Wagner, vor allem der auf dem Schalldeckel stehende Moses mit den Gesetzestafeln. An der Kirchenrückwand zeugen Votivtafeln und Devotionalobjekte, darunter ein hohes Kreuz mit den Leidenswerkzeugen Christi aus dem 19. Jahrhundert, von der Dankbarkeit erhörter Beter.

Im Zentrum der Rengersbrunner Wallfahrtskirche steht der chorrraumfüllende Hochaltar aus der Werkstatt von Johann Peter Wagner (1777). Herzstück ist das Gnadenbild aus der Zeit um 1460. Die geschnitzte Figur aus Lindenholz stammt von einem unbekannten Meister, die Farbfassung kam erst später hinzu; ein Brandmal an der linken Stirnseite soll von Brandschatzung der Schweden während des 30-jährigen Krieges stammen. Umgeben ist die Madonna von 17 zum Teil lebensgroßen Figuren aus Holz, darunter Darstellungen der heiligen Joachim und Anna; den krönenden Abschluss bildet eine Dreifaltigkeitsgruppe.

Obwohl über die Herkunft des Bildnisses nichts bekannt ist, erzählt man sich im Ort, dass die Madonna möglicherweise einst in gräflichem Besitz war, dann aber wegen Streitigkeiten im Wald versteckt und so zufällig wieder aufgefunden wurde.

Rast für die Seele

Heute finden täglich Einzelbesucher und Kleingruppen in die entlegene Spessartkirche; in der Wallfahrtssaison melden sich auch immer wieder Fußwallfahrten aus dem Spessart sowie dem südlichen Hessen an.

Die derzeit größte Wallfahrer-Gruppe stammt aus Salmünster / Bad Soden. Mehrere Tage unterwegs sind die Wallfahrer aus Kahl am Main. Kleinere Wallfahrten kommen aus den umliegenden Orten wie Burgsinn, Rieneck, Frammersbach, Fellen, Ruppertshütten, Obersinn, Aura am Sinngrund, Pfaffenhausen und Oberndorf in Hessen.

Über den Marienweg kommen außerdem viele Radfahrer und Wanderer vorbei, die in der Kirche eine kurze Rast für die Seele einlegen.

Anja Legge