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Maria an der Kelter

Zeugnis fränkischer Volksfrömmigkeit

Wanderer, Spaziergänger uns Retzbach-Pilger legen gerne einen kurzen Halt an der Kapelle bei Himmelstadt ein. Und zum traditionellen Pfingstmontags-Gottesdienst kommen sogar alljährlich mehrere hundert Gläubige.

Ein fiktives Bühnenbild brachte den Himmelstadter Karl Gehrsitz auf die Idee, 1992 in der bekannten Weinlage „Himmelstadter Kelter" eine kleine Weinbergskapelle zu errichten. Seitdem grüßt die malerisch gelegene Kapelle „Maria an der Kelter" mit ihrem kleinen Glockenturm weit ins Maintal hinein und bildet so ein lebendiges Zeugnis fränkischer Volksfrömmigkeit.

Die Kapelle ist tagsüber von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Karl GehrsitzTelefon 09364 / 2115

Bühnenbild als Vorlage

Den Anstoß für den Bau der Kapelle „Maria an der Kelter" lieferte – eher ungewöhnlich – ein Bühnenbild: Im Jahr 1991 malte Gustav Scheb für das traditionelle Weinfest des Männer­gesangvereins ein Bühnenbild, das eine Kapelle inmitten der Lage „Himmelstadter Kelter" zeigt. Schebs Cousin Karl Gehrsitz sah dieses Bild und entwickelte spontan die Idee, es in die Realität umzusetzen. Mit einem Aquarell unterm Arm, das die künftige Kapelle in den schönsten Farben zeigt, sprachen Gustav Scheb und Karl Gehrsitz im Mai 1992 beim Himmelstadter Bürgermeister Roland Flach vor. Der war sofort angetan... finanziert werden müsste der Bau allerdings aus eigener Tasche und mit Spendenmitteln.

Also warben die beiden Marienverehrer für ihr Projekt, sammelten Spenden und sahen sich nach einem geeigneten Grundstück um. Das war – nachdem die anfänglichen Bedenken des örtlichen Winzervereins ausgeräumt waren – relativ rasch gefunden. So konnte bereits im Mai 1993 der erste Spatenstich getan werden. Waren es zu Beginn nur zwei Marienverehrer, die sich dem Kapellenbau verschrieben hatten, kamen mit dem Voranschreiten der Arbeiten immer mehr Gleichgesinnte hinzu. „Wir bekamen nicht nur viele Material- und Geldspenden heimischer Unternehmen, sondern die Leute packten auch tatkräftig mit an", erinnert sich Karl Gehrsitz. 65000 Mark kostete der Kapellenbau insgesamt, außerdem rund 2500 Arbeitsstunden, die von fleißigen Helfern auf ehrenamtlicher Basis geleistet wurden.

Für das Innere der kleinen Kapelle stiftete Karl Gehrsitz einen Abguss einer Rokoko-Hausfigur. Flankiert wird die „Herzogin von Franken" von Darstellungen der Heiligen Josef (links) und Petrus (rechts). Ihre kirchliche Weihe erhielt die Kapelle am Pfingstmontag 1994 durch Monsignore Alfons Schauer.

Nicht mehr links liegen lassen

Seit August 2010 führt auch der Fränkische Marienweg an der Himmelstadter Kapelle „Maria an der Kelter" vorbei; der rund 900 Kilometer langer Wander- und Radweg verbindet wie ein Rosenkranz 50 Marien-Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg miteinander. Bis zu diesem Zeitpunkt führte der Weg von Retzbach kommend oberhalb der Weinberge an Himmelstadt vorbei und weiter über den Karlstadter Kalvarienberg nach Mariabuchen.

Dass die Wegbeschilderung nun geändert wurde, ist letztlich dem regen Interesse der vorbeikommenden Wan­derer zu verdanken: „Immer wieder wurden wir gefragt, warum der Marienweg gut 500 Meter oberhalb der Kapelle durch Wald und Flur verläuft und die Weinbergs-Kapelle praktisch links liegen lässt", erzählt der Sprecher des Himmelstadter Arbeitskreises Tourismus-Förderung Werner Müller. Deshalb wandte sich der Arbeitskreis im Mai 2010 an den Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienwegs. Nach einigen Gesprächen und einer Ortsbegehung wurde die Beschilderung dann relativ rasch und unbürokratisch geändert, so dass „Route 1" nun durch die bekannte Weinlage „Himmelstadter Kelter" verläuft.

Station für Retzbach-Pilger

„Von Anfang an war das Interesse groß", berichtet Karl Gehrsitz, der sich um die Pflege der Kapelle kümmert. Viele vorbeikommende Retzbach-Pilger legen einen kurzen Halt an der Kapelle ein; außerdem melden sich immer wieder Gruppen aus dem Umkreis, die eine Andacht hier halten wollen. Mehrere hundert Gläubige kommen gar alljährlich zum Gottesdienst am Pfingstmontag, der von den Himmelstadter Dorfmusikanten und dem Männergesangverein gestaltet wird.

Die Einheimischen wundert das alles nicht: „Es ist halt ein wunderschönes Fleckchen, das zum Verweilen einlädt!"

Die Kelter als Gnadenquell

In einem ausliegenden Faltblatt erläutert Monsignore Alfons Schauer den tieferen theologischen Sinn für die Namenswahl der Kapelle: Wie die Traube, bevor sie zu Wein wird, „in der Kelter vernichtet und in der Gärung verklärt" werden müsse, sterbe auch Jesus Christus in der „Kelter des Zornes Gottes, um die heillos verlorene Welt zu retten". Doch er vergießt sein Blut nicht umsonst, vielmehr wird es zur „lebensspendenden Quelle". Damit werde der „Jesus in der Kelter" zu einem mystischen Bild für den Heiland am Kreuz, Maria jedoch zu unserer „Schwester im Leid" und „Mitarbeiterin am Erlösungswerk Christi". Kelter und Kreuzesopfer werden so zum Ursprung für die Gnadengaben Gottes.

Anja Legge