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Loreto in Franken

Engel sollen die Casa Santa, das Wohnhaus der heiligen Familie in Nazareth, 1294 nach Loreto gebracht haben. Nach diesem Vorbild entstanden in ganz Europa zahlreiche der Casa Santa von Loreto nachgebildete Kapellen und Wallfahrtsstätten. So auch die Effeldorfer Loreto-Kirche, 1652 von den Jesuiten erbaut und im 18. Jahrhundert um ein Langhaus erweitert.

Obwohl die Wallfahrt in den letzten 50 Jahren zum Erliegen gekommen ist, kommen heute wieder mehr Besucher nach Effeldorf: Hauptanziehungspunkt für Marienverehrer und Kunstliebhaber war bisher vor allem die handgeschnitzte, vergoldete Kopie der berühmten lauretanischen Madonna, die durch ihre eigenwillige Formensprache besticht. Neue Impulse gesetzt hat zudem die auf der ganzen Linie gelungene Neustrukturierung und Renovierung unter Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen.

Die Kirche ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Hier finden Sie die aktuelle Gottesdienstordnung.

Pfarramt Dettelbach
Wallfahrtsweg 18
97337 Dettelbach

Telefon: 09324 / 98 13 98
E-Mail: pfarramt@pfarreiengemeinschaft-dettelbach.de

Anfahrt

Effeldorf - Pfarrei St. Jakobus d. Ältere
Jesuitenstraße 13
97337 Dettelbach

Wohnhaus der heiligen Familie

Loreto ist bis heute einer der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Italiens. Unzählige Pilger verehren alljährlich in dem kleinen Ort in der Nähe von Ancona die so genannte Casa Santa (Hl. Haus), das angebliche Wohnhaus der hl. Familie. Der Legende nach soll es 1291 von Engeln aus Nazareth fortgetragen worden sein, als das Heilige Land in die Hand der Sarazenen fiel. Nachdem es zunächst in Kroatien abgesetzt worden sein soll, verschwand es in der Nacht vom 10. Dezember 1294 abermals und tauchte in einem Lorbeerhain bei Ancona wieder auf; dort nannte man es deshalb auch „domus lauretana". Eine weniger fantasievolle, aber durchaus wahrscheinlichere Herkunftsbegründung besagt, dass das Haus 1294 von der Kaufmannsfamilie Angeli (Engel) per Schiff nach Loreto transportiert wurde.

Bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts setzte der Wallfahrtsstrom nach Loreto ein. Im Jahre 1468 wurde die Casa Santa dann mit einer Basilika überbaut. 1554 kamen die Jesuiten nach Loreto, die die Verehrung der Casa Santa stark unterstützten und propagierten. Im Zuge dieser Förderung entstanden in der Folgezeit zahlreiche der Casa Santa von Loreto nachgebildete Kapellen und Wallfahrtsstätten in ganz Europa, darunter auch Effeldorf.

Gründung der Jesuiten

Die Effeldorfer Loretokirche verdankt ihre Gründung den Jesuiten. Bereits im Jahr 1566 war der kleine Ort den Würzburger Jesuiten zur Unterhaltung ihres Kollegs übertragen worden. 1652 erfüllten diese sich den sehnlichen Wunsch, die Casa Santa von Nazareth als maßgetreue Nachbildung in der Heimat zu errichten. Mit Hilfe von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn erbauten sie so eine Loreto-Kapelle, die in ihren Ausmaßen dem heutigen Altarraum mit Sakristei entsprochen haben muss. Mit der Weihe im Jahr 1663 setzte ein reger Pilgerstrom ein.

Da die Zahl der Wallfahrer stets zunahm, wurde die Kapelle 1787 durch ein Langhaus zur Kirche erweitert. Dabei wurde die Casa Santa in Chorraum und Sakristei umgewandelt und der gesamte Kirchenraum in einheitliches Grau getaucht. Seit Effeldorf 1866 Pfarrei wurde, dient die Kirche als Pfarrkirche unter dem Patronat von Jakobus, dem Patron der Pilger und Reisenden. Patrozinium feiert die Jakobuskirche denn auch am 25. Juli; der Gedenktag der Translatio der Casa Santa (10. Dezember) wurde hingegen wie überall aus dem liturgischen Kalender gestrichen. Seit etwa 1965 ist die Wallfahrt nach Effeldorf quasi zum Erliegen gekommen und der Ort zu Unrecht etwas vergessen. Durch die Sanierung und Umgestaltung unter Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ist die Loretokapelle aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.

Unnahbar, aber ausdrucksstark

Nach den Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert war die Casa Santa kaum mehr als solche zu erkennen. Dank Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ist die Casa nun in neuem Glanz wiedererstanden. Hauptanliegen des Kunstreferenten war es, „aus Mauern und Ausstattung eine Botschaft zu machen": „Dieser Ort will uns einen Anstoß geben, die Sinnhaftigkeit unseres eigenen Lebens zu erfahren, die Grenzen im eigenen Herzen zu überwinden, um schließlich einer Größe gegenüberzustehen, die wir nicht ausmessen können, weil sie ewig und transzendent ist", führt er aus.

Seit der Renovierung, die im Frühjahr 2010 abgeschlossen wurde, wirkt der gesamte Kirchenraum klar gegliedert und lichtdurchstrahlt. Zunächst wurden Gemeinderaum und Kapelle (Casa Santa) stilistisch und farblich deutlich voneinander abgesetzt, so dass ein befruchtendes Gegenüber der Räume entstand. Außerdem hat der Bau nun wieder die Abmessungen des Original-Hauses in Loreto erhalten; auch die Farbgebung und der frei im Raum stehende Altar sind originalgetreu. Beachtenswert sind auch die Fresken, die unter dem Putz verborgen waren.

Das Gnadenbild befindet sich weiterhin im Zentrum des Kirchenraums, nämlich an der rückwärtigen Wand der Casa Santa; die holzgeschnitzte und vergoldete Madonna (1680) ist eine Devotional-Kopie der Madonna von Loreto und repräsentiert einen unverwechselbaren Typus, der nur zwei Mal in ganz Unterfranken zu finden ist: Maria ist in einen steifen, geschlossenen, goldenen Mantel gehüllt; während eine Hand völlig verdeckt ist, ist die andere, auf der das göttliche Kind sitzt, kaum sichtbar. Die Aussage dieser beinahe abweisend wirkenden Darstellung ist eindeutig: Einzige Wirkmöglichkeit der in den Mantel gebannten Maria ist die Fürbitte bei ihrem Sohn, den sie dem Betrachter präsentiert; ihm überlässt sie den ganzen Handlungsspielraum.

Der Raum der Casa ist seit dem Umbau völlig neu strukturiert: Vorne, zum Gemeinderaum hin, stehen Ambo und Volksaltar als zentrale Elemente der Liturgiefeier. Direkt dahinter befindet sich der Hochaltar mit Tabernakel und Gotteslamm. Die goldene Loretomadonna schwebt dabei wie eine wertvolle Verheißung über dem Ganzen. Ihr Blick wiederum führt zurück in den Gemeinderaum und auf das Kreuz über dem Altar, das auf Christus als Zentrum des Glaubens verweist.

Auf der rechten Seite des Gemeinderaums befindet sich die Figur des Kirchenpatrons Jakobus, umstrahlt von einer Goldmuschel im Hintergrund.

Wundertätiger Spitzenschleier

Eine besondere Verehrungsform im Zusammenhang mit der lauretanischen Madonna war lange Zeit das Auflegen eines am Gnadenbild von Loreto berührten, schwarzen Spitzenschleiers. Noch heute bestätigt in Effeldorf ein altes, verblichenes Dokument die Berührung eines Schleiers mit dem Original in Italien. Darüber hinaus soll auch das Trinken aus einer Tonschale, die unter Beimengung von Staub aus der Casa Santa in Loreto hergestellt worden war, heilkräftige Wirkung gehabt haben.

Auch Name und Tradition der lauretanischen Litanei gehen übtrigens auf den Ort Loreto zurück. Diese klassische Marienlitanei der Westkirche gehört zu den gebräuchlichsten Wallfahrtsgebeten überhaupt und stammt in ihrer heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert. Hier wird Maria in bildhafter Sprache mit den verschiedensten Bezeichnungen angesprochen, die ihre Rolle in der Heilsgeschichte betreffen, sie in symbolischen Bildern darstellen, ihre Bedeutung für die Marienverehrer beschreiben oder Maria als Königin der Heiligen anrufen. (GL Nr. 769)

Station der Dettelbach-Pilger

Von einer wirklichen Wallfahrt nach Effeldorf kann man heute nicht mehr sprechen. In jedem Fall machen aber viele Pilger auf dem Weg nach Dettelbach in Effeldorf Station. Einzelpilger schätzen den Orte ob seiner Ruhe und Abgeschiedenheit. Darüber hinaus kommen viele Besucher wegen des eigentümlichen, eher seltenen Typus  der lauretanischen Madonna.

Anja Legge