Als „fränkisches Lourdes" wird das Käppele auf dem Zeiler Kapellenberg gerne bezeichnet: So wurde die Wallfahrtskapelle nicht nur ganz im Stil französischer Kathedralen gestaltet – sogar eine Miniatur-Nachbildung der alljährlich von immensen Pilgerströmen besuchten Lourdes-Grotte findet man hier.
Die Kirche ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten ist nur der Eingang bei der Grotte offen.
Hier finden Sie die aktuelle Gottesdienstordnung.
Pfarramt St. Michael
Pfarrer Michael Erhart
Marktplatz 10
97475 Zeil
Telefon: 09524 / 850105
E-Mail: pfarrei.zeil-main@bistum-wuerzburg.de
Intnernet: https://www.am-weinstock-jesu.de/
Die in Anlehnung an das französische Lourdes gestaltete Grotte und die monumental wirkende Bergkapelle wurden 1883 bzw. 1897 auf Initiative von Pfarrer Karl-Josef Link erbaut. Seitdem ist der Ort ein häufig und regelmäßig besuchter Wallfahrtsort im Osten des Fränkischen Marienwegs. Darüber hinaus ist das Zeiler Käppele in besonderer Weise Gebetsort für Geistliche Berufe.
Französischer Kathedralstil
Seit alters her scheint der Zeiler Kapellenberg mit seiner Lage oberhalb des Maintals zwischen Haßbergen und Steigerwald die Menschen fasziniert zu haben. Auch den Bamberger Bischöfen mag es so gegangen sein und so errichteten sie hier im Hochmittelalter eine Burg, zu der auch eine kleine Burgkapelle gehörte. Das „Castrum Cilanum“ diente in erster Linie der Selbstdarstellung – gehörte doch das Gebiet zwar kirchlich zum Bistum Würzburg, weltlich aber zum Hochstift Bamberg. Als Richtplatz der Bamberger erlangte Zeil während des Dreißigjährigen Krieges traurige Berühmtheit, als hier über 400 „Hexen“ verbrannt wurden.
Die Wallfahrt begann erst 1716, als die Zeiler ein Holzkreuz auf ihrem Hausberg aufstellten. Rasch stellte sich eine „Wallfahrt zum Heiligen Kreuz“ ein; 1724 besuchten bereits 600 bis 1500 Wallfahrer die neue Pilgerstätte. 1727 ließ Johann Wernhammer als Ausdruck seiner Treue zu Maria eine schlichte Kapelle in Fachwerkbauweise auf dem Berg erbauen. In ihrem Inneren hing eine Kopie des Passauer Maria-Hilf-Bildes. 1780 wurde der Holzbau zwar nochmals erneuert, doch in den Folgejahren schlief die Wallfahrt ein; ihr vorläufiges Ende bedeutete die Säkularisation.
Zu einem ersten kleinen Neuanfang kam es rund 20 Jahre später. 1862 ließ Stadtpfarrer Michael Ebert die baufällige Muttergotteskapelle restaurieren. Während der Kriege in den Jahren 1866 und 1870/1871 gelobten die Zeiler, eine Marienstatue auf dem Dachfirst der Kapelle anzubringen. Zudem ließ Ebert eine Kreuzigungsgruppe aus Sandstein sowie Kreuzwegstationen errichten, die von Zeiler Familien gestiftet worden waren.
1882 kam Pfarrer Karl-Josef Link nach Zeil. Er hatte in Aschaffenburg-Damm eine der ersten Lourdesandachtsstätten in Bayern errichtet und war erster süddeutscher Pilgerführer nach Lourdes. Tief beeindruckt von der französischen Pilgerstätte hatte er 1882 gelobt, die Marienverehrung in seiner ersten Pfarrei besonders zu fördern. Die Lourdes-Grotte wurde am 17. Juni 1883 feierlich eingeweiht und die Wallfahrt auf den als „fränkisches Lourdes“ bezeichneten Berg erlebte beträchtlichen Aufschwung. Bald konnte die alte Kapelle den Pilgerstrom kaum mehr fassen, so dass man sie von 1894-1897 nach dem Vorbild französischer Kathedralen im neuromanischen Stil neu erbaute. Der Weihname lautet seither „Zur Unbefleckten Empfängnis Mariens“.
Gnadenbild und Lourdesgrotte
Seit der Renovierung im Jahr 1997 ist der Innenraum des Zeiler Käppele bewusst schlicht gehalten, um so zu Einkehr und Gebet einzuladen. Das ursprüngliche Gnadenbild, eine Kopie des Passauer Maria-Hilf-Bildes aus der alten Muttergotteskapelle von 1727, fand seinen Platz am linken Seitenaltar. Der schlichte neugotische Hochaltar zeigt Christus am Kreuz, auf der rechten Seite steht als Pendant zur Muttergottes ein Josef mit Kind. Die viel besuchte Lourdesgrotte wurde in eine separate, fünfeckige Seitenkapelle verlegt und mit einem Durchgang zur Kirche versehen. Im rechten Turm befindet sich außerdem die so genannte Votivkammer mit neun bekleideten Kinder-Wachsvotiven.
Christus im Herzen
Das Zeiler Käppele ist in besonderer Weise Gebetsort für Geistliche Berufe und Berufungen. Nach Ansicht des langjährigen Pfarrers Michael Erhart brauchen wir überall "Menschen, die Christus im Herzen tragen: in der Familie als Mutter und Vater, am Arbeitsplatz als Handwerker oder Verwaltungsangestellte, im täglichen Umgang miteinander, in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen."
Ein Stück Heimat
Hauptanlaufstelle auf dem Zeiler Kapellenberg ist die Lourdesgrotte, die 1897 geweiht wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg unternahmen zahlreiche Kriegsheimkehrer und Veteranenvereine Friedenswallfahrten mit bis zu 4000 Teilnehmern. 1937 kamen 6000 Männer auf dem Berg zusammen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg lebte diese Tradition wieder auf, hinzu kamen Treffen von Heimatvertriebenen.
Heute kommen Bus-Gruppen und vor allem Einzelpilger auf den Bergsporn oberhalb des Mains. Hauptwalltage sind der Pfingstmontag, Mariä Himmelfahrt (15. August), das Patrozinium Mariä Empfängnis (8. Dezember) sowie die Marienmonate Mai und Oktober. Die größte Wallfahrt ist bis heute die Römerstädter Vertriebenenwallfahrt, die Ende Juli nach Zeil kommt.
Die einzigartige Lage des Zeiler Käppele trägt zur Beliebtheit der Kirche bei: „Von hier oben genießt man einen wunderschönen, weiten Blick über das Maintal. Das ist erhaben und erhebend zugleich. Und genau das brauchen viele Menschen heute in emotionaler und spiritueller Hinsicht", sagt Michael Erhart „Viele Menschen fühlen sich niedergedrückt und klein, hier haben sie das Gefühl, dass sie erhoben, aufgehoben werden." Zugleich ist der Ort eine beliebte Hochzeitskirche und ein „wichtiges Stück Heimat" für viele.
Vor allem aber werde die kleine Lourdes-Grotte „sehr stark angenommen". Davon erzählen nicht nur die zahllosen Kerzen, die stets hier oben brennen, sondern auch das Fürbittbuch, das Erhart zwei bis drei Mal im Jahr austauschen muss. Die „zuweilen sehr emotionalen und innigen Bitten", die die Besucher hier niederlegen, greift Erhart jeden Donnerstag in der Messfeier auf und trägt sie so vor Gott. „Mit Maria haben wir eine starke und vertrauensvolle Fürsprecherin", sagt Michael Erhart: „Sie hat JA gesagt zu etwas, was sie nicht begreifen konnte. Sie hat sich wagemutig eingelassen auf Gottes Pläne, die auf den ersten Blick überfordernd wirken." Für ihn vermittelt Maria ganz stark, dass Glaube „nicht nur kognitiv, sondern ganz tief emotional abläuft".
Abt-Degen-Steig
Ganz in der Nähe befindet sich der so genannte Abt-Degen-Steig, ein Weinwanderweg der Stadt Zeil von insgesamt 25 Kilometern, der aber auch abschnittsweise erkundet werden kann.
Hintergrund ist die lange Weinbautradition der Gegend um Zeil: Seit dem 11. Jahrhundert werden hier Reben kultiviert, der Ort im Tal ist umgeben von Weinbergen mit so klangvollen Namen wie „Zeiler Kapellenberg", „Zeiler Mönchshang", „Ziegelangerer Ölschnabel" oder „Krümler Himmelreich". Dem berühmtesten Sohn der Stadt Alberich Degen verdanken die Franken zudem ihren Silvaner: Als 42. Abt des Zisterzienserklosters Ebrach führte er im Jahr 1665 die Silvanerrebe in Franken ein, womit der Grundstein für den Siegeszug des charakteristischen Weißweins in Franken gelegt wurde.
Der nach dem berühmten Zisterzienser benannte Abt-Degen-Steig führt mitten durch den Frankenwein über alte Winzertreppen und Weinbergswege sowie durch Waldabschnitte. Dazu gibt es schöne Ausblicke über das obere Maintal – von der Barockkirche Limbach bis nach Bamberg. Info-Tafeln informieren über Standort, Rebsorten, Weinbau und Kulturgeschichtliches rund um den Wein. Ebenso am Wegesrand liegen die Ruine Schmachtenburg und das Zeiler Käppele.
Anja Legge