Im Rannunger Tal bei Münnerstadt steht die Kapelle zum Heiligen Kreuz. Früher führte hier der Hauptverbindungsweg zwischen Bad Neustadt und Würzburg vorbei, heute liegt die im Volksmund nur Talkirche genannte Kirche eher idyllisch und abgeschieden. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Kapelle um 1360, der heutige Kirchenbau zu Ehren des Hl. Kreuzes entstand 1712 bis 1715. Durch die Übertragung des gotischen Marienbildnisses aus der angrenzenden kleinen Marienkapelle wurde aus der Kreuzkirche auch ein Marienwallfahrtsort, den nicht nur die Münnerstädter lieben. Vor allem Wanderer, Radfahrer und Einzelpilger schätzen die ruhige Atmosphäre des Ortes und kehren gerne zu einem stillen Gebet in der Talkirche ein.
Die Kirche ist von Ende April bis Ende Oktober normalerweise an den Sonntag-Nachmittagen zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet.
Pfarramt Münnerstadt
Kirchplatz 5
97702 Münnerstadt
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Hochwasser im Rannunger Tal
Der Sage nach sollen Bauern nach der Errettung vor einer Überschwemmung den Bau gelobt haben. Ein Votivbild von 1785 zeigt eine solche Szene, die im wasserreichen Rannunger Tal durchaus wahrscheinlich erscheint. Erstmalige Erwähnung fand das „Gotteshäuslein im Tal" um 1360. Von einer Wallfahrt zu dem Kirchlein zu Ehren des hl. Kreuzes ist ab 1449 die Rede. Seit dieser Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bewohnte ein „Talbruder" das an die Kapelle angrenzende Eremitenhäuschen und versorgte Kirche und Pilger.
Doch durch Bauernkriege, Reformation und Dreißigjährigen Krieg wurde der erste kleine Holzbau stark in Mitleidenschaft gezogen und musste zu Beginn des 18. Jahrhunderts abgerissen werden. Der Neubau war 1715 fertiggestellt und wurde im August 1716 zu Ehren des gekreuzigten Heilands geweiht. Eine Handskizze aus dem Jahr 1720 zeigt neben der Kreuzkirche ein Eremitenhaus sowie eine eine kleine Marienkapelle, in der das gotische Madonnenbild aus der Zeit um 1420 stand. Als der kleine Kapellenbau zusehends verfiel, übertrug man das Marienbildnis in die benachbarte Kreuzkirche, wo es jetzt auf dem linken Seitenaltar steht.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwarf der Münnerstädter Bildschnitzer Professor Gottfried Albert eine neue Haube für den Brunnen, der bereits im 16. Jahrhundert belegt ist und über 12 Meter in die Tiefe reicht. Ebenfalls von Gottfried Albert stammt die gewaltige Kreuzigungsgruppe (1941 fertiggestellt) am Freialtar im Norden der Kirche.
Wallfahrtskirche Münnerstadt im Bild
Gotische Madonna und Kinder-Wachsvotive
Die Bedeutung als Marienwallfahrtsort verdankt das Kirchlein dem gotischen Madonnenbild aus der Zeit um 1420, das anfangs in einer kleinen Kapelle direkt neben der Kreuzkirche stand. Als diese Holzkapelle immer mehr verfiel, brach man sie 1802 ab und übertrug das Marienbildnis in die Kreuzkirche. Die etwa zwei Meter große Figur zeigt Maria, die in der rechten Hand das Zepter hält, während auf ihrer linken Hand das Jesuskind mit dem Reichsapfel steht; beide Figuren tragen vergoldete Kronen
Zum Unwillen der Münnerstädter entledigte man das Gnadenbild 1888 seiner wertvollen Gewänder. Die Proteste verstummten erst, als die Figur von dem Münnerstädter Vergolder Wilhelm Spiegel neu gefasst worden war. Seit einem Einbruch im Jahr 1981 steht das Original in der Münnerstadter Stadtpfarrkirche, in der Talkirche eine Kopie.
Der Hochaltar mit dem gekreuzigten Heiland und Maria mit dem Leichnam Jesu trägt dem Weihepatrozinium Rechnung. Flankiert wird der Hochaltar von den Apostelfiguren Simon (mit der Säge) und Markus (mit dem Löwen) aus der Riemenschneider-Werkstatt. Am rechten Seitenaltar steht eine Statue des gegeißelten Heilands, die den Arbeiten von Peter Wagner (1730-1809) ähnelt.
Beachtenswert ist auch das Kruzifix von Ambrosius Glückstein (1933) an der linken Seitenwand, das dazu dienen sollte, „dass Adolf Hitler untergeht". Wertvolle Votivgaben, darunter lebensgroße Kinderwachsvotive, zeugen von wunderbaren Gebetserhörungen. Auffallend an diesen liebevoll gestalteten Kinderfiguren sind die Gesichter mit zum Teil porträthaften Zügen und Echthaar sowie die Ausstattung mit Original-Kleidern.
In den Herzen der Menschen
Seit Jahrhunderten ist die Talkirche in den Herzen der Einheimischen verwurzelt. Am Markustag ziehen die Münnerstädter mit der Markus-Prozession ins Tal hinaus. Die Jäger pflegen eine ganz besondere Beziehung zur Talkirche; sie haben eigens ein Reliefbild des Hl. Hubertus von Heinz Schiestl gestiftet und feiern an der Kapelle die traditionelle Hubertusfeier mit Messe, Totengedenken und Festbetrieb. Und auch die Petrijünger fühlen sich in der Talkirche zu Hause; kein Wunder, gilt doch das Rannunger Tal als eines der quellenreichsten Gebiete Nordbayerns.
Daneben kommen jährlich noch etwa acht bis zehn Wallfahrten aus der Umgebung zur Talkirche. Der Fränkische Marienweg führt Busgruppen und Einzelpilger ins Tal. Neben der malerischen Lage im Grünen schätzen die Menschen den spirituellen Charakter des Ortes: Ein Stille Beter kann dies nur bestätigen: „Irgendwann hat eben jeder mal das Bedürfnis mit Gott oder der Muttergottes beisammen zu sein. Und das ist hier draußen besonders gut möglich."
Anja Legge