"Suchst du Trost in bangen Stunden, geh zum heil'gen Berg hinauf. Wo so viele Trost gefunden, nimmt auch dich Maria auf." Diese hoffnungsvollen Worte empfangen den Pilger am Fuß der beeindruckenden Treppenanlage auf den Maria Ehrenberg. Die gleichnamige Wallfahrtskirche liegt auf einer 674 Meter hohen Basaltkuppe mitten im Wald zwischen Dammersfeld und Mottener Haube. Seit über 500 Jahren verehren Pilger hier die „Mutter der Barmherzigkeit". Obwohl sich von Beginn an heftige Widerstände gegen die Wallfahrt regten, hielten die Fuldaer Fürstäbte am Ehrenberg fest und förderten Wallfahrt und Kirche immer wieder. Der Zugang zur Wallfahrtskirche mitten in einem Truppenübungsplatz ist nicht ganz einfach und nur selten möglich, lohnt sich aber unbedingt.
Das Betreten des Truppenübungsplatzes ist nicht ist gestattet, die Kirche Maria Ehrenberg ist geschlossen und nur während der Gottesdienste nach vorheriger Anmeldung (s.u.) zugänglich.
Hier finden Sie die aktuelle Gottesdienstordnung.
Katholisches Pfarramt
Pfarreiengemeinschaft St. Georg - Maria Ehrenberg
Pfarrer Hans Thurn
Herrengasse 21
97786 Motten - Kothen
Telefon: 09748 / 208
Telefax: 09748 / 1088
E-Mail: pfarrei.kothen@bistum-wuerzburg.de
Internet: https://www.sanktbartholomaeus-brk.de/pfarreien/maria-ehrenberg
Bis heute gilt der Maria Ehrenberg als wichtigstes und beliebtestes Marienheiligtum der Rhön. Besondere Brisanz und Bedeutung als „Königin des Friedens" erhält der bei Bad Brückenau gelegene Ort durch seine Lage mitten im Truppenübungsplatz Wildflecken. Aus diesem Grund ist der Ehrenberg lediglich an den Sonntagen von Mai bis Oktober und an einzelnen Feiertagen frei zugänglich. Der beeindruckendste Teil des Pilgerweges auf den Ehrenberg ist die 252 Stufen zählende Treppenanlage, die im Jahr 1737 gebaut wurde und 74 Höhenmeter überwindet. Auch heute noch ziehen zahllose Pilger betend den Berg hinauf und kommen dabei mit jedem Ave Maria dem Gipfel näher.
Ziel der vielen Besucher ist die „Mutter der Barmherzigkeit", eine spätgotische Madonna mit Jesuskind aus dem 15. Jahrhundert. Seit der Neugestaltung im Jahr 2000 wird die Holzfigur von einer goldenen Scheibe umrahmt und hat so nochmals an Ausdruckskraft und Faszination gewonnen. Hauptwallfahrtstag mit tausenden Besuchern ist Mariä Himmelfahrt, das bereits am Vorabend mit Lichterprozession und Nachtwache begonnen wird.
Gegen alle Widerstände
Einer alten Sage zufolge fand ein frommer Hirte einst eine Marienfigur auf dem Ehrenberg. Zusammen mit weiteren Bewohnern der Gegend versammelte er sich immer wieder bei diesem Marienbild, sie beteten gemeinsam und erfuhren viele Gnadenerweise.
Geschichtlich genauer zu fassen ist die Entstehung der Wallfahrt auf den Ehrenberg im 16. Jahrhundert: 1521 stellte die Gemeinde Kothen mit Zustimmung des Fuldaer Landesherrn und späteren Fürstabtes Johann von Henneberg einen Heiligenstock auf dem damals Orensberg genannten Berg auf. Sofort nach Errichtung des Bildstocks setzte großer Zulauf aus der Umgebung ein, und so konnte man dank der eingehenden Opfergaben bereits 1522 eine erste Kapelle errichten.
Eine Rolle bei der Entstehung der Wallfahrt spielte möglicherweise auch der Wunsch nach einer Nachbildung der Wallfahrt zur Mutter der Barmherzigkeit im thüringischen Grimmenthal bei Meiningen. Diese war 1497 entstanden und hatte sofort einen großen Zustrom von Wallfahrern aus ganz Deutschland in Bewegung gesetzt.
In den 1520er Jahren war die Zeit für Wallfahrten wenig günstig, denn Martin Luther griff diese vehement an und brandmarkte sie als bloße „Werkerei". Auch in der Rhön fand die Wallfahrt bald starke Gegner: Ein Anhänger der religiösen Neuerung war Hans Schram aus Motten; dieser wandte sich am 20. Januar 1523 ans Sendgericht in Brückenau und beklagte, dass man mit dem Bau der Kapelle „eyn Ketzerey unnd Buberey eyner Walfartt auffgericht" habe, wodurch außerdem „seynen Herren und Junnckherren ire Geheltze geschmelertt und entzogenn würden". Der Anklagetext lässt also auf einen derart starken Wallfahrerstrom schließen, dass die Grundherren bereits um ihre Waldungen fürchteten.
Am Ende des Disputs stand eine Buße von 50 Gulden, was dem mittleren Jahreseinkommen eines Geistlichen entsprach. Zudem wurde die Gemeinde vor das Geistliche Gericht in Würzburg zitiert. Für den Fall der Nichtbefolgung wurde der Ausschluss von allen Sakramenten angedroht. Die Antwort der Gemeinde Kothen lautete kurz und knapp, dass Anklage und Urteil die Gemeinde gar nicht berührten, da die Kapelle auf Grund und Boden des Landesherrn stehe und mit dessen Genehmigung errichtet worden sei. Schließlich wandten sich die Kothener am 23. Januar 1523 hilfesuchend an ihren Landesherrn.
Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg im Bild
Für die darauffolgenden eineinhalb Jahrhunderte liegen keine gesicherten Nachrichten über die Wallfahrt auf den Orensberg vor. Ende des 17. Jahrhunderts errichteten die Fürstäbte Joachim von Grafenegg und Placidus von Droste eine neue Kapelle, 1731 bis 1737 ließ Adolf von Dalberg das heutige Langhaus anfügen. Mit dem Bau der beeindruckenden Treppenanlage im Jahr 1737 begann die Blütezeit des Ehrenbergs. Einen kleinen Rückschlag brachte der von der Aufklärung geprägte Fürstbischof Heinrich von Bibra, der die Wallfahrtskirche 1787 schließen und das Gnadenbild nach Kothen bringen ließ. Doch bereits zwei Jahre später machte Bibras Nachfolger Adalbert III. von Harstall diese Maßnahme wieder rückgängig. Durch die Säkularisation wurde die barocke Blüte der Wallfahrt stark in Mitleidenschaft gezogen, doch niemals beendet. Auch als der Ehrenberg 1816 zu Bayern und 1821 zum Bistum Würzburg kam, hielt der Zustrom der Wallfahrer aus dem Fuldaer Land an: Der Maria Ehrenberg wurde zum grenzüberschreitenden Marienwallfahrtsort der hessischen und fränkischen Rhön.
Seit 1937 liegt der Maria Ehrenberg im Truppenübungsplatz Wildflecken, die Wallfahrtskirche ging in den Besitz des Deutschen Reiches über. Ersten Planungen zufolge sollten die Kirche gesprengt und das Gnadenbild sowie die großen Treppenfiguren auf den Volkersberg oder nach Windheim verbracht werden. Doch der Mottener Pfarrer Engelbert Kreuzer, Oberstleutnant Richard Fleischhauer und Generaloberst Friedrich Dollmann kämpften um die Erhaltung des Gnadenortes. Nur deren Engagement ist es zu verdanken, dass man am 13. Mai 1938 den „Rettungsbescheid" für den Ehrenberg erhielt. Auch nach 1945 war durch das Entgegenkommen der US-Army und seit 1994 der Bundeswehr der Besuch an vereinbarten Tagen möglich. Seit 1956 regelt ein Vertrag zwischen der Pfarrei Kothen und der Bundesrepublik Deutschland den Zugang zur Kirche.
In den Jahren 1958/59 wurde die Kirche durch einen modernen Chorbau von Dombaumeister Hans Schädel erweitert; der Anbau trat an die Stelle der baufälligen Gnadenkapelle. Östlich der Kirche entstand ein großer Platz mit Freialtar, wo bis zu 15 000 Menschen Gottesdienst feiern können. Bei der Renovierung im Jahr 2000 wurde der Altarraum durch Friedrich Koller neu gestaltet; 2002 kam ein freistehender Glockenturm hinzu.
Inbegriff der Barmherzigkeit
Seit der Umgestaltung von 1958/59 ist der Innenraum der Wallfahrtskirche vom Kontrast zwischen hellem Altarraum und dunklem Kirchenschiff geprägt. Bei der umfassenden Innen- und Außenrenovierung 1999/2000 schuf Friedrich Koller unter teilweiser Verwendung des Altarsteins von 1959 einen neuen Altar als „Tisch des Herrn und Symbol für Christus". Den Ambo als „Tisch des Wortes Gottes" begleitet eine schlanke Tabernakelsäule als „Zelt Gottes unter den Menschen". Am Schnittpunkt zwischen Langhaus und Chorbau hängt ein modernes Triumphkreuz, das auf den Erlösertod Jesu Christi als Quelle des göttlichen Erbarmens verweist. Die beiden Seitenaltäre zieren Gipsplastiken von Julius Bausewein: Links begegnet eine Anna Selbdritt, rechts der Erzengel Michael. Aktuell sind Pfarrer Hans Thurn und Diakon Kim Sell von der Pfarreiengemeinschaft "St. Georg - Maria Ehrenberg" für den Wallfahrtsort zuständig.
Am stärksten wird der Pilger jedoch von der im Altarraum grüßenden „Mutter der Barmherzigkeit" in seinen Bann gezogen. Das Gnadenbild, eine sitzende spätgotische Madonna mit Jesuskind aus dem 15. Jahrhundert, ist für viele Besucher der Inbegriff des Barmherzigen: "Mit der Rechten lädt Maria ein, zu ihr zu kommen, während sie auf der Linken Christus als Spender aller Gnaden präsentiert, der sich uns zuwendet, der Leben und Tod mit uns geteilt hat und der uns teilhaben lässt an der Erlösung", so hat es der langjährige Seelsorger Michael Krammer einmal beschrieben. Seit der Umgestaltung im Jahr 2000 wird die geschnitzte Figur von einer goldenen Scheibe umrahmt - als bewusste Anspielung auf das biblische Wort der von der Sonne bekleideten Frau. Ein Fokus, dem man sich kaum entziehen kann.
Fundierte Einblicke in fünf Jahrhunderte Wallfahrt zum Maria Ehrenberg finden Sie im Buch zum 500. Jubiläum von Guido Sauer, Matthias Elm und Walter Kömpel.
25.000 Wallfahrer jährlich
Damals wie heute ist die Verbundenheit mit dem nahen Fulda groß: Für das Bistum Fulda ist der Ehrenberg der zentrale Marienwallfahrtsort. Hinzu kommen Wallfahrten aus der Umgebung und Pilger aus Unterfranken, Teilen Ober- und Mittelfrankens sowie Thüringen. 20- bis 25000 Menschen waren es bis kurz vor der Coronazeit alljährlich.
Hauptwallfahrtstag mit Tausenden von Besuchern ist das Fest Mariä Himmelfahrt, das bereits am Vorabend mit Lichterprozession und Nachtwache begonnen wird. Neben den Marienfesten ist auch die gelobte Wallfahrt der Dörfer Kothen, Motten und Speicherz ein ganz besonderes Ereignis: Zum Dank vor Verschonung durch die US-Truppen bei Kriegsende 1945 pilgern die Dorfbewohner stets am 1. Mai auf den Berg.
Wer auf den Ehrenberg Will, muss einiges beachten, denn der Gnadenort ist wegen seiner Lage im militärischen Sperrgebiet nur eingeschränkt zugänglich. Grundsätzlich sind Wallfahrten auf den Ehrenberg an den meisten Sonn- und Feiertagen zwischen Mai und Oktober möglich. Für einen Besuch an Wochentagen ist vorherige Rücksprache mit dem Pfarramt Kothen bzw. Bad Brückenau und der Platz-Kommandantur Wildflecken notwendig.
Durch das Westtor bei Kothen gelangt der Besucher zunächst auf das militärische Gelände. Dann geht es über geteerte Straßen und Waldwege bis an den Fuß des Ehrenbergs. Für das volle Wallfahrtserlebnis sollte man den Berg über die mitten im Wald gelegene Treppenanlage mit ihren 252 Stufen erklimmen, die wie eine Himmelsleiter in den Himmel weist. Am Fuß der Treppe heißt den Besucher die erste von drei Marienfiguren willkommen, die mit drei Plateaus die Treppenanlage gliedern und möglicherweise den freudenreichen, den schmerzensreichen und den glorreichen Rosenkranz versinnbildlichen. Einem traditionellen Segensgestus folgend, berühren Pilger den Fuß der Statuen und bekreuzigen sich, dann geht es betend den Berg hinauf – Stufe für Stufe, Absatz für Absatz, Gesätz für Gesätz. Oben angekommen überraschen die friedliche Stille und Ruhe des Ortes – eine Insel in der Hektik des Alltags.
Anja Legge
Wallfahrtslieder und Gebete
Altes Wallfahrtslied von 1767
(Melodie: "Alles meinem Gott zu Ehren" Nr. 615)
1. Christen, kommt zum Berg der Ehren, / der Maria ist geweiht. / Dieser Jungfrau Ehr zu mehren, / haltet Herz und Mund bereit. / Steiget auf mit schnellen Füßen, / um Maria dort zu grüßen. / Bringt ihr einen Ehrenkranz, / schenkt das Herz derselben ganz.
2. Kommt, ihr Armen, Schwachen, Krummen, / die ihr übel seid geplagt! / Kommt, ihr Blinden, Tauben, Stummen, / die ihr sonst seid ganz verzagt! / Zu der Mutter kindlich tretet, / die aus aller Not euch rettet, / wenn ihr das Vertrauen hegt, / das vom Glauben wird erregt.
3. Insoweit den Leib die Seele / überwieget an dem Wert, / um so mehr drauf sicher zähle, / dass sie derer Heil begehrt. / Schrecken dich denn deine Sünden? / Durch sie wirst du Gnade finden / auf dem Berg bei ihrem Sohn, / wo er sitzt im Gnadenthron.
4. Tausendmal denn heut wir grüßen, / dich in deinem Ehrenstand. / Unser Herz zu deinen Füßen / legen wir zum Unterpfand. / Dich zu lieben und zu preisen, / höchsten Dank dir zu erweisen, / dir zu dienen allezeit, / sind wir willig und bereit.
5. Eines wir von Herzen bitten, / dich, o Mutter, durch dein Kind, / das für uns den Tod gelitten: / Uns bewahr vor aller Sünd! / Glauben, Hoffnung in uns mehre, / gib, auf dass die Lieb verzehre / alles, was in uns nicht rein / und kann Gott missfällig sein.
6. Wenn Gefahren auf uns dringen, / wenn die Höllenmacht ansetzt, / wenn der Tod uns will umringen, / reiche deine Hand zuletzt. / Alle Feinde von uns treibe! / Unser Schutz, o Mutter, bleibe! / Zeig uns Jesus, deinen Sohn, / hilf uns zu der Himmelskron!
Inschrift der ersten Madonna auf der Treppe:
Suchst du Trost in bangen Stunden,
geh zum heil'gen Berg hinauf.
Wo so viele Trost gefunden,
nimmt auch dich Maria auf.
Mutter der Barmherzigkeit,
bitt für die ganze Christenheit!