In einem beschaulichen Seitental der Wannig liegt das kleine Dorf Fridritt, dessen Schicksal über Jahrhunderte vom benachbarten Kloster Maria Bildhausen mitbestimmt wurde. Doch nicht nur als Klosterdorf ging das 220-Seelendorf in die Geschichte ein. Auch die Wallfahrt zu "Unserer lieben Frau von Fridritt" hatte für die Menschen vor Ort eine große Bedeutung. Nach 1803 erlosch die Fridritter Wallfahrt zwar zusehends, doch durch den Fränkischen Marienweg lebte die alte Pilger-Tradition wieder etwas auf. Viele Besucher sind heute überrascht von der stillen Pracht der Dorfkirche. Beeindruckend ist vor allem das majestätisch wirkende Fridritter Gnadenbild, in dessen Brust hinter einem Bergkristall Reliquien der Heiligen Margarethe eingelassen sind.
Die Wallfahrtskirche ist tagsüber geöffnet.
Hier finden Sie die aktuelle Gottesdienstordnung.
Pfarramt PG St. Johannes Maria Vianney – Seubrigshausen
Großwenkheimer Str. 6
97702 Seubrigshausen.
Telefon: 09766 / 9400145
600 Jahre Klosterdorf
Erstmals erwähnt wurde „Fridrihot" im Jahr 842 in einer Schenkung an das Kloster Fulda. Im Jahre 1217 verkaufte dann Conrad von Trimberg sein Lehen Fridritt an das Kloster Maria Bildhausen. Bis zur Auflösung des Zisterzienserklosters 1803 blieb Fridritt ein Klosterdorf. Dies bedeutete zum einen, dass vom Kloster die Dorfordnungen kamen; 1572 war es den Fridrittern sogar erlaubt, eigenes Bier zu brauen und zu verkaufen, was jedoch aufgrund von Protesten aus dem nahe gelegenen Münnerstadt bereits 1591 wieder eingestellt werden musste. Zum anderen waren die Bauern dem Abt von Bildhausen zinspflichtig. Während der fast 600-jährigen Kloster-Zugehörigkeit scheint es nur ein einziges Mal zu ernsthaften Zerwürfnissen gekommen zu sein: Nämlich als sich die Fridritter während des Bauernkrieges auf die Seite des berüchtigten Bildhäuser Haufens schlugen und das Kloster plünderten.
Eine erste Marien-Kapelle gab es in Fridritt vermutlich schon im ausgehenden 13. Jahrhundert; Zeugnis davon legt eine frühgotische, steinerne Sakramentsnische in der Nordwand der Turmkapelle ab. Aus der Zeit um 1360 stammt auch das frühgotische Gnadenbild.
Im Jahre 1599 erging an den zuständigen Abt von Bildhausen die Aufforderung, die baufällige Kapelle zu erneuern; dabei erhielt die Turmhaube ihre heutige Gestalt. Im 30-jährigen Krieg wurde die Kapelle zerstört, die Wallfahrt erlosch. Angelockt durch Wunderberichte zogen bald wieder mehr Gläubige in das Dorf. So erzählte man 1654, dass an den Vorabenden von Marienfesten häufig ein Seufzen und Wehklagen sowie das Läuten von Messglöckchen und „Getummel" in der Kapelle zu hören seien, ohne dass man eine natürliche Erklärung dafür finden könne. Berichte über Erscheinungen und Heilungen aus den Jahren 1656/57 ließen den Pilgerstrom zusätzlich anschwellen. Der Abt von Bildhausen stellte daraufhin mit Erlaubnis des Würzburger Fürstbischofs die „frühere Andacht" wieder her, die zerstörte Kapelle wurde 1663 wiederaufgebaut und die Wallfahrt nahm weiteren Aufschwung.
Im 17. und 18. Jahrhundert kam zum Hauptfest Mariä Geburt eine stattliche Prozession von Bad Neustadt über Bildhausen nach Fridritt. Zuweilen mussten bis zu sechs Mönche die seelsorgliche Betreuung der Wallfahrer übernehmen. In dieser Zeit galt auch das Öl einer Lampe vor dem Marienaltar als heilkräftig, das Menschen und Vieh bei Krankheiten Linderung verschafft haben soll.
1728 reichte das mittlerweile baufällige Kirchlein für die großen Pilgerscharen nicht mehr aus. Baumeister Johann Georg Tantzner aus Ebern errichtete einen Barockbau, der 1742 auf den Namen „Mariä Himmelfahrt und St. Laurentius" geweiht wurde. Doch bereits 1769 stellten sich erste Bauschäden ein, 1775 drohte gar der alte Turm einzustürzen. Die Wallfahrt versiegte langsam, nach Auflösung des Klosters Maria Bildhausen 1803 kamen nur noch Prozessionen aus den umliegenden Orten. Um 1960 galt die Fridritter Wallfahrt als erloschen.
Wallfahrtskirche Fridritt im Bild
Wundertätige Madonna
Der barocke, architektonisch schlichte Saalbau der Fridritter Wallfahrtskirche entfaltet seine Pracht im Inneren: Die Fresken der Langhausdecke zeigen Hauptereignisse aus dem Leben der Gottesmutter und Szenen aus dem Alten Testament. Die spätbarocken Altäre wirken mächtig und prunkvoll: Während der Hochaltar dem Zisterzienser-Heiligen Bernhard von Clairvaux gewidmet ist, steht der rechte Seitenaltar unter dem Thema Berufung.
Erklärtes Ziel der Wallfahrer ist das Fridritter Gnadenbild auf der linken Seite, das in seinen ältesten Teilen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Die 1,20 Meter große Marienfigur, die noch bis nach 1945 mit kostbaren Gewändern bekleidet wurde, wirkt majestätisch-streng; auf ihrem linken Arm thront Jesus mit einem aufgeschlagenen Buch, in der Rechten trägt sie das Zepter. Experten sehen in der Jesuskind-Figur eine jugendliche Maria, die einer Anna-Selbdritt-Gruppe entnommen wurde und vermutlich in der Barockzeit dem Gnadenbild auf den Arm gesetzt wurde. In die Brust der Figur sind hinter einem Bergkristall Reliquien der Heiligen Margarethe eingelassen; in früherer Zeit befestigte man hier ein Zettelchen, das als Berührungsreliquie gegen Epilepsie dienen sollte.
Die Orgel stammt vom Würzburger Hoforgelmacher Johann Philipp Seufert und bildet die größte erhaltene Seuffert-Orgel mit 16 Registern auf nur einem Manual und Pedal. Nach Meinung von Orgel-Spezialisten „ist sie ein echtes, vielleicht das beste Klangdenkmal des berühmten Würzburger Orgelmachers der Barockzeit".
Zur Würzweih nach Fridritt
Aktuell lebt die Fridritter Wallfahrt wieder etwas auf. Anteil an dieser Entwicklung hat auch der hier vorbeiführende Fränkische Marienweg. Hauptwallfahrtstag und zugleich Patrozinium ist Würzweih am 15. August. Dann ziehen nicht nur Wallfahrer aus den umliegenden Gemeinden zum Gnadenbild, auch für viele Ehemalige ist dieser Tag ein fester Termin im Jahreslauf.
Daneben gibt es auch Wallfahrts-Traditionen jüngeren Ursprungs wie die Lichterprozession zum „Weisbild", einer Pietà auf dem Weg nach Maria Bildhausen. Ebenfalls neueren Datums ist die Wallfahrt von Ballingshausen nach Fridritt, die dem Andenken von Pater Pius Keller gewidmet ist: Der in der Münnerstadter Klosterkirche begrabene Augustinerpater gilt als Wiederbegründer der deutschen Provinz der Augustiner-Eremiten nach der Säkularisation. 1825 in Ballingshausen bei Stadtlauringen geboren, soll Pius schwer erkrankt sein. Seine Mutter unterstellte den todkranken Säugling dem Schutz der Himmelskönigin, wurde erhört und trug zum Dank das wiedergenesene Kind im Huckelkorb nach Fridritt.