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Wallfahrtskirche Hessenthal

Eingebettet in das romantische Elsavatal liegt die Pfarr- und Wallfahrtskirche Hessenthal. Die Erwähnung einer "Kirche der glorreichen Jungfrau Maria in Hesilndal" im Jahr 1293 gilt als erster urkundlicher Beleg. Wallfahrer kommen heute noch an den großen Marienfesten und den alten Wallfahrtstagen Ostermontag und Pfingstmontag. Bei der „Herrnbildprozession" wird das Gnadenbild der Pieta mitgetragen und vor dem Altar der Wallfahrtskirche aufgestellt. An den Vorabenden führt nach der Messe eine Lichterprozession durch den Ort.

Auch für Kunstsinnige ist Hessenthal interessant: So gibt es dort eine Beweinungsgruppe von Tilman Riemenschneider (um 1490), eine Kreuzigungsgruppe des Mainzer Bildhauers Hans Backoffen (um 1519), Echterepitaphe von Erhard Barg (1583) und einen modernen Kreuzweg aus dem Jahre 1967.

Die Kirche ist täglich von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Hier finden Sie das aktuelle Wallfahrtsprogramm.

Die aktuelle Gottesdienstordnung finden Sie hier.

Kath. Pfarramt Mariä Himmelfahrt
Pfarradministrator Tadeusz Krawczyk
Hauptstraße 44
63875 Mespelbrunn

Telefon: 06092 / 277
Fax: 06092 / 7044

E-Mail: pfarrei.hessenthal-mespelbrunn@bistum-wuerzburg.de
Internet: www.pfarrei-hessenthal-mespelbrunn.de

Wallfahrt zwischen Geld und Glauben

„Die Kirche der glorreichen Jungfrau Maria in Hesilndal ist schon durch viele Ablassgnaden von verschiedenen Bischöfen ausgestattet, und es bleibt nichts anderes übrig, als dass sie durch den Gunsterweis einer ausdrücklichen Bestätigung unsererseits bekräftigt werden." So schrieb 1293 „Gerhard, von Gottes Gnaden Erzbischof des heiligen Stuhls von Mainz und Erzkanzler des heiligen Reichs von Deutschland" in der Ablassurkunde für den Wallfahrtsort Hessenthal.

„40 Tage der ihnen auferlegten Buße" wurde an bestimmten Festtagen „allen wahrlich Büßenden und Beichtenden" erlassen, heißt es weiter in der lateinischen Urkunde. Vorausgesetzt, die Pilger hören die heilige Messe oder spenden Almosen. Damit umreißt das älteste Dokument der Wallfahrt nach Hessenthal zugleich die beiden Eckpfeiler des historischen Geschehens: Glauben und Geld.

Am Beginn der Wallfahrt steht wie so oft eine wundersame Legende: Ein Ritter zweifelte an den Wundergeschichten eines Köhlers und wurde eines Besseren belehrt, als er mit den Worten: ‚So gewiss aus diesem Strauch kein Blut fließt, so gewiss gibt es keine Wunder!' auf einen Haselnussstrauch einhieb und sein Schwert blutig zurückzog. Man fand in dem Strauch eine Muttergottesfigur mit Kind. Das Bildnis wurde zuerst in einer kleinen Kapelle hoch über dem Ort, später dann in Hessenthal selbst verehrt. Der Chor der heutigen Wallfahrtskirche wurde 1439 erbaut und diente dem Geschlecht der Echter von Mespelbrunn als Grablege.

Das heutige Gnadenbild stammt aus dem Jahr 1480 und zeigt die Gottesmutter mit dem gekreuzigten Jesus im Arm. Obwohl es nicht das Original ist, sagt man auch diesem Gnadenbild Wundertätigkeit nach. Berichtet wird zum Beispiel, dass Mitte des 17. Jahrhunderts nach dem Besuch des Gnadenbilds eine taube Frau wieder hören konnte. Auch wird erzählt, dass ein schwedischer Offizier von einem tödlichen Bauchschuss gesundete und gar ein an der Pest verstorbenes Kind wieder zum Leben erweckt wurde.
Von derartigen Wundern zeugen Votivtafeln, Dankesgaben und Geldgaben der Pilgern, die mit ihren Sorgen zum Gnadenbild wallten. Laut detailliert geführter Opferverzeichnisse wurden neben beträchtlichen Geldsummen auch Hühner, Eier, Wachs oder Lämmer gespendet. Der finanzielle Segen sorgte für die Entstehung eines regelrechten Bankbetriebs. Über Jahrhunderte hinweg konnte man sich in Hessenthal zu einem Zinssatz von gerade mal fünf Prozent Geld ausleihen. Zugleich sorgte das florierende Geschäft auch immer wieder für Ärger, weil einige Kirchenbaumeister und Pfarrer offenbar am Management des Bankbetriebs scheiterten.

Im „Marianischen Gnadenfluß" des Kapuzinerpaters Renatus wird 1761 Hessenthal zu den angesehensten Wallfahrtsorten der drei geistlichen Kurfürstentümer gezählt. Nachweislich kamen die Dörfer Eichelsbach, Heimbuchenthal, Kleinwallstadt, Laufach, Roßbach, Rothenbuch, Sommerau und Waldaschaff. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen bis zu 10000 Pilger pro Jahr zur Maria zu Hessenthal; sie sorgten dafür, dass auch in Zeiten der wirtschaftlichen Umstrukturierung genügend gespendet wurde.

In diese Zeit fiel die erste „Entrümpelung" der Kirche, die nach Überzeugung vieler Hessenthaler das Ende der Wunder einläutete. Viele der unzähligen Krücken, Votivtafeln, Dankesgaben und Wunderzeichen wurden 1860 kurzerhand verbrannt. Heute sind nur noch wenige Medaillen und Kreuze erhalten, die bei den Prozessionen mitgetragen werden.

Gelungener Neubau

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Wallfahrt in eine Krise. 1954 wurde dann im baulichen Verbund mit zwei bestehenden Kirchengebäuden, der von der Familie Echter errichteten Filialkirche und der 1454 erbauten Gnadenkapelle, ein neuer Kirchenkomplex nach Plänen von Hans Schädel errichtet. Nach diesem geglückten Erweiterungsbau gewann die Wallfahrt nach Hessenthal wieder vermehrten Zuspruch.

Heute finden noch rund 7000 Pilger den Weg in die „Kirchenburg". Der frühere Ortsgeistliche, Pfarrer Gerd Eugen Goldhamer: „Die Menschen kommen zur Mutter Gottes mit ihren Anliegen und Sorgen. Und viele von ihnen erleben, dass sie im Glauben die Kraft finden, auch noch da weiterzugehen, wo andere bereits am Ende sind." Die vielen Eintragungen im Wallfahrtsbuch legen davon beredt Zeugnis ab. In verschiedenen Sprachen wird für Gnadenerweise gedankt oder werden Anliegen vorgetragen: Eheprobleme, Geldsorgen oder Dank für einen gefundenen Arbeitsplatz. Mit Kinderhand ist notiert: „Lieber Gott, gib, dass mein Hase in den Himmel kommt".

„Hab keine Angst!"

Besucher der Wallfahrtskirche sollen die Gewissheit mitnehmen, dass sie mit ihren Sorgen und Nöten bei Maria und Gott ein offenes Ohr finden. Dies spiegelt sich auch in den Kunstwerke der drei Kirchen- und Andachtsräume wider. Die Pietà in der Gnadenkapelle macht nach den Worten des langjährigen Pfarrers Manfred Badum, deutlich, dass "Maria sehr genau weiß, was menschliches Leid ist" und deshalb sie sie "stets offen für unsere Sorgen". In der neuen Wallfahrtskirche mit der zur Nebenkapelle umfunktionierten Echter-Kapelle stehen der spätgotische Beweinungsaltar von Tilman Riemenschneider (um 1490), prachtvollen Grabdenkmäler und eine monumentale Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen aus dem Jahr 1519: An drei hoch aufragenden Kreuzen hängen Jesus und die beiden mit ihm gekreuzigten Verbrecher. Darunter stehen Maria, Johannes und hinter dem Kreuz Maria Magdalena. Über den beiden Schächern schweben zwei Figuren, die Auskunft über den Verbleib der jeweiligen Seele geben: Über dem linken, Jesus zugewandten Schächer, blickt ein Engel der bereits erhobenen Seele nach und verheißt so die Rettung, während über dem rechten ein Teufel die Seele des Ungläubigen – hier dargestellt als kleines Kind – fest im Griff hat. Für Badum enthält dieses Detail einen wichtigen Glaubens-Kernsatz: „Trotz seiner Verbrechen kommt der Jesus zugewandte Schächer in den Himmel. Sein Glaube und die Gnade Gottes haben ihn gerettet!" So erhält die auf den ersten Blick hoffnungslos stimmende Kreuzigungsszene für Badum eine durch und durch positive Botschaft: „Hab keine Angst! Jeder begeht Fehler im Leben, entscheidend ist aber das Vertrauen in Christus, das uns das Tor zum Himmel öffnet."

Walter Sauter / Anja Legge