Holz- oder Wachstafeln mit der Aufschrift „Maria hat geholfen", Rosenkränze oder Kerzen - untrennbar mit der Wallfahrt sind vor allem seit dem 18. Jahrhundert Votivgaben verbunden. Auch wenn heute keine Wachsfiguren mehr wie in früheren Tagen gespendet werden, die Menschen bringen gern in sichtbaren Zeichen ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, wenn ihnen Gott aus körperlicher, seelischer oder finanzieller Not geholfen hat.
Das Wort Votivgabe selbst leitet sich vom lateinischen Votum (Versprechen) ab. Die Gläubigen haben also in einer bedrängenden Lage wie etwa einer lebensbedrohenden Krankheit der Gottesmutter Maria gelobt, im Falle einer Heilung zur Gnadenstätte zu wallen. Mitunter werden aber auch Votivgaben zur Gnadenstätte mit der Bitte gebracht, vor drohendem Unheil bewahrt zu werden.
Wachsopfer
Sie stellen eine der ältesten Formen von Votivgaben dar. Meist handelte es sich früher um Bienenwachs, das zunächst ungeformt zum Wallfahrtort gebracht und dort nicht selten zu Kerzen für den Altar oder zur Beleuchtung des Gotteshauses verwendet wurde. Auch heute sind Wachsgaben an manchen Wallfahrtorten noch Tradition: Die Gläubigen legen große und kleine Kerzen an bestimmten Stellen im Gotteshaus nieder. Eine andere Form sind die allseits üblichen Kerzen, oft kleine und manchmal auch größere Kerzen, die man in der Kirche erwerben kann und dann vor dem Gnadenbild entzündet.
Ebenfalls an vielen Wallfahrtsorten kann man schön gestaltete Kerzen erwerben, auf denen das Bild der Wallfahrtskirche oder des Gandenbilds zu sehen ist. Sie werden gerne als Andenken mit nachhause genommen, lieben Verwandten oder Freunden geschenkt. Bis heute gibt es auch noch an manchen Wallfahrtsorten den Brauch, dass Gruppenwallfahrten beispielsweise an Jubiläen schwere, reich verzierte Kerzen in die Kirche bringen, um sie zu spenden.
Wachspuppen und Fatschenkinder
Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, das gespendete Wachs in Formen zu gießen. Arme, Beine oder innere Organe aus Wachs wurden geopfert. Sie zeigten an, wo die Heilung der Krankheit stattgefunden hat oder wo sich der Gläubige eine Genesung auf Fürsprache der Heiligen wünschte. Solche Votivgaben sind auch heute noch an vielen Wallfahrtsorten zu sehen.
Später wurden aus diesen Wachsgliedmaßen ganze, mitunter sogar lebensgroße Figuren, die bekleidet mit Samtanzügen, Hüten und prunkvollen Kleidern fast lebensecht wirkten. Diese Art von Votivgaben war praktisch nur in Franken verbreitet. Vor allem in Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz kann man in der Votivkammer noch zahlreiche solcher Figuren sehen, die in der Regel Kinder darstellten, manchmal auch Erwachsene.
Eine andere Form der figürlichen Votivgaben sind die so genannten Fatschenkinder. Ursprünglich hat sich dieser Brauch in Italien entwickelt und stellte das Jesuskind in Windeln daher. Daher auch der Name Fatschen, heißt doch fascia auf lateinisch „Binde". Nördlich der Alpen hat diese Form der Votivgabe viel mit der früher sehr verbreiteten Kindersterblichkeit zu tun. Die Spende eines Fatschenkindes war beispielsweise verbunden mit dem Dank für die gesunde Geburt eines Kindes oder der Bitte um Genesung bei Erkrankung eines Säuglings.
Votivtafeln und Kreuze
An vielen Wallfahrtsorten im Bistum kann man noch Votivtafeln mit Aufschriften wie „Maria hat geholfen" finden, verbunden mit einem Datum, einem Namen und einen Hinweis auf die Art der Hilfe. Auch Rosenkränze, Bilder, Medaillen, Drucke, Stickereien, Herzen und andere Weihegaben werden noch heute gern aus Dank oder Bitte am Gnadenort zurückgelassen. Sehr beliebt sind auch Kreuze, auch wenn heute nur noch selten große Holzkreuze an die Wallfahrtsorte getragen werden. Dies war vor allem nach dem Krieg üblich, wenn Gläubige für die Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft dankten.